31. Dezember 2002
Mag man den Pressemeldungen und dem allgemeinen Empfinden glauben, so
war 2002 wohl das Jahr der Katastrophen, Pleiten und Verlustängste.
Der "Teuro" ist zum Wort des Jahres geworden, die Jahrhunderflut
hat große Teile Ostdeutschlands verwüstet, die Firmenpleiten
erreichen einen neuen Rekord und die Zahl der Arbeitslosen steigt, anstatt
zu fallen.
Vielleicht haben wir alle etwas die Perspektive verloren. In Deutschland
herrscht Frieden. In der EU und den assoziierten Staaten herrscht Wohlstand
und Freundschaft. Wir waren dabei, als mit dem Euro - trotz aller versteckter
Preiserhöhungen - ein historischer Schritt getan wurde. Staaten wie
Frankreich, Griechenland oder Deutschland haben ein Stück nationaler
Identität für ein Stück europäische Gemeinsamkeit
aufgegeben.
Trotz aller wirtschaftlicher Gedankengänge ist die neue Währung
vor allem aber auch eines: ein Ideal, ein gemeinsamer Traum. Weg von der
eifersüchtigen Kleinstaaterei, hin zum gemeinsamen europäischen
Denken. Die neue Währung ist somit auch eine Idee. Eine Idee, von
der die meisten anderen Menschen auf der Welt nicht einmal träumen
können.
Auch solche gewaltigen Katastrophen wie die große Flut im Sommer
haben etwas bewiesen: die oft wahrgenommene oder vorgeworfene soziale
Kälte in Deutschland gibt es so nicht. Und so war dieses Drama auch
ein Beweis der Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft.
Dieses Jahr gibt es wie immer "Dinner For One" im TV, wir schauen
mal etwas melancholisch, mal voller Freude oder auch mit Trauer auf das
Jahr zurück. Letztlich sind es die kleinen, persönlichen Dinge,
die dabei von Wichtigkeit sind.
Eines sollte man nicht vergessen: weder der große Computercrash
noch der Weltuntergang traten damals beim Jahrtausendwechsel ein. Man
sollte vermuten, daß wir daraus gelernt haben und nicht immer nur
die Schattenseiten überdimensional vergrößern. Schatten
haben oft keine Substanz. Lassen wir uns nicht von ihnen täuschen.
[geschrieben von Thomas]
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