16. November 2002

Erste Therapie

Es war genau vor drei Wochen, an dem mir mein Hausarzt ein vierzehntägiges Fernseh- inklusive Nachrichtenverbot auferlegte.

Ob ich krank bin?
Nun ja, gibt ja keiner gerne offen zu - aber ich oute mich jetzt ohne alle Ängste, denn diese Erkrankung ist so schleichend, hinterhältig und hat wahren Seuchencharakter, dass ich meine Mitmenschen gerne aufkläre, damit nicht das passiert, wie es mir geschah:

Ich saß mal wieder im Restaurant meines favorisierten Wellness-Centers und labte mich an einem Sechs-Gänge-Menü, dessen krönender Abschluß ein Schokoladeneis verziert mit weißen Schokoladenchips war, was mir zwar meine Kosmetikerin streng verbat, ich aber dennoch genußvoll aß. Immerhin hat so jeder seine Schwächen. Meine war nun mal Schokolade.

Plötzlich ereilte es mich: die neue Seuche in deutschen Landen - mir wurde weinerlich und ich konnte nicht aufhören zu sagen: Mir geht ja so schlecht. Gott, ist das traurig hier, was soll ich nur tun. Es ist jaaaaaa so schlimm....

Ich vergaß Schokolade und das noch bevorstehende Peeling und fuhr nach Hause, in dem ich einem Stau nicht ausweichen konnte. So viele Autos hier - unglaublich und zudem unerhört. Dabei ist doch Benzin so teuer und erst die Steuern, Versicherungen, ganz zu schweigen von Reparaturen bzw. Neukauf.

Völlig gefrustet kam ich nach Hause an und sah mich konsterniert um. Meine Wohnung erschien mir viel zu klein, die einjährigen Möbel grauenhaft und in meiner Gefriertruhe so viel an abgelaufenden Haltbarkeitsdatum, das ich mir ernsthaft um die Kosten der Entsorgung dieser hartgefrorenen Lebensmittel machte. Als ich an meinem Kleiderschrank vorbeikam, stellte ich fest, dass er den Inhalt nicht mehr fassen konnte. Ich brach darüber in hemmungsloses Weinen aus.

Nach drei Tagen des weinerlichen Leidens begab ich mich zu meinem Hausarzt. Er diagnostizierte mir: jammeritius germanitus duplicatos.

Davon hatte ich noch nie gehört. Nach einigen Überlegungen wurde mir auch so einiges klar: das Verhalten meiner Zeitgenossen zum Beispiel.

Flugs begab ich mich in Therapie und hab nun von den Dingen, die diese Welt für uns bewegen keine Ahnung mehr und befolge außerdem noch eine Therapie meines Hausarztes:
Ich kaufe jede Woche Blumen und freue mich auch noch darüber, dass ich es kann.

Heute jedoch kommt mir ein Verdacht: die erste Therapie bringt wohl keine vollständige Heilung von diesem Übel. Wie ich darauf komme? Ich habe heute nach drei Wochen Abstinenz Nachrichten aus deutschen Landen gesehen ...

[geschrieben von gabi]

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