15. September 2004
Pünktlich acht Uhr zehn
begann dieses Jahr das neue Schuljahr für meinen Sohn. Eigentlich begann es nicht wirklich. Schulbücher wären erst Ende der Woche da und der Deutschunterricht ist für den nächsten Tag auch gestrichen. Das nennt man Ausfallstunden. Besser ist da Kurzstundenplan. Da kommen die Kinder noch in den Genuss, überhaupt Unterricht zu haben, wenn auch nicht in dem Umfang, wie es sein sollte.
Obwohl - laut der neuesten Studie haben unsere Kinder in deutschen Landen sowieso keinen ausreichenden Unterricht, selbst wenn es keine Ausfälle gibt. Und so gibt es pünktlich zum neuen Schuljahr die neuesten Erkenntnisse darüber, dass unser Bildungssystem überaltert ist, unsere Kinder nicht ausreichend gefördert werden und es zu wenig Schulpersonal (=Lehrer) gibt. So unbedingt neu ist das allerdings nicht. Mein Sohn geht mittlerweile in die siebente Klasse.
Wie dem auch sei, nach dem letzten Schuljahr, das man durchaus unter dem Sammelbegriff "Katastrophe" einordnen könnte, war ich trotzdem optimistisch. Dieses Jahr wird alles besser! Immerhin hat mein Sohn im letzten Zeugnis trotz Ausfall und Kurzstundenplan es geschafft, gute Noten dort erscheinen zu lassen.
Einen Tag später verflog mein Optimismus kurz, als mein Sohn mir mitteilte, dass auch am nächsten Tag Deutsch und Geschichte ausfielen. "Und was macht Ihr stattdessen?", fragte ich ihn. Er wusste es nicht, sagte mir aber, dass er eine Kochschürze für das Fach Haushalt und Ernährung bräuchte. Das Fach sollte definitiv stattfinden.
Und so ist mein Optimismus wieder da: Mal ehrlich, wozu braucht ein erwachsener Mann Deutsch und Geschichte, wenn er kochen kann? Ich weiss nicht, ob er mit Goethe und das Wissen um die Antike bei seiner Freundin punkten kann. Aber mit so etwas leckerem zum Essen ... ich stellte erschrocken fest, dass mein Sohn ja eigentlich mal studieren will.
Auf die kurze Schrecksekunde jedoch, atmete ich erleichtert aus. Die Studiengebühren würde ich mir sowieso nicht leisten können und wozu braucht man schon ein Mathematikstudium ... also hier bei uns ... wo es eh immer wenige Akademiker gäbe ... also laut der Studie ...
... und außerdem: wieso quälen wir unsere Kinder überhaupt noch mit dem Pflichtschulbesuch? Ich meine, so eine ungeplante Einführung des achtstufigen Gymnasiums ist nichts anderes als ein Experiment am lebenden Objekt. Das könnten wir uns doch sparen und für die ganzen Kosten, die nicht anfallen zum Beispiel ... mehr Fußballstadien und noch mehr Transrapidstrecken bauen. Die braucht man zwar nicht unbedingt, aber ich wäre den ganzen Schulstress los.
[geschrieben von Gabi]