13.09.2003

Der Bombenalarm

Habt Ihr in letzter Zeit die Nachrichten verfolgt?
Ich meine jetzt nicht diese von Malern und ihren Inspirationen auf diversen Hotelzimmern oder Prominente, die frühstmöglich - also mit 17 Jahren - ihre Memoiren schreiben, weil sie gerade Superstar geworden sind.
Sondern die wirklich hochdramatischen, die uns alle angehen: Bomben im Bahnhof, Bombendrohungen auf Flugplätzen, Bombenvereitelungen usw. usf.
Ihr habt?
Dann - Seid in nächster Zeit bitte vorsichtig!
Paßt auf Euch auf!
Laßt Euch nicht irreleiten!

Behandelt nicht jeden Blick auf ein verlassenes Gepäckstück wie die Beichte beim Pfarrer, weil Ihr denkt, Eurer letztes Stündlein hat geschlagen. Es hängt viel davon ab. Ihr könntet es teuer bezahlen!
Zum Beispiel Eure schon dahinschmelzende Ruhe einer Bahnfahrt, weil Ihr gerade auf Dienstreise seid. So wie ich letzte Woche. Einer Kollegin war übel geworden.
Nicht wegen der Dienstreise, sondern weil die Gleise zwischen Bamberg und Saalfeld einen Schlingerkurs gen Leipzig einnahmen. Und so standen wir da und sahen aus dem Fenster einer verlassenen ICE-Tür und ein verlassenes Gepäckstück auf den Gleis nebenan. Wir zückten gleichzeitig unser Handy ...

Die Polzei, den Bundesgrenzschutz und andere diverse Schutztruppen errettete eine Frau, die wieder langsam zu ihrer Reistasche schlenderte vor unseren Anruf. Wir waren jedoch weiter wachsam.
Die Dienstreise ging dahin, wie jede andere auch, die nicht von VIP`s (Managern) sondern nur von Mitarbeitern (Untergebenen) geführt wurde: Hotel einchecken, Koffer abstellen, bis kurz vor Mitternacht arbeiten, todmüde ins Bett fallen, früh aufstehen (dabei Mondscheinbar verpassend), wieder arbeiten gehen usw.

Bis Mitte der Woche
Da war er dann da.
Der Alarm.
Der BOMBENALARM.

Während wir gesittet und äußerst ruhig (mit zittrigen Knien und Leichenblässe nach der Meldung, dass dies keine Übung sei) die Treppen hinuntergingen, es aus dem Gebäude in einen naheliegenden Park schafften, war es uns vollkommen klar:
Bombe = Terror = Unmittelbar-bevorstehender-in-der-Reisekostenabrechnung-nicht-vorgesehener-Tod

...

Es war eine Fliegerbombe - so ein Ding aus dem zweiten Weltkrieg. Auch schon eine Weile her. Keiner hat sich mehr erinnert. Nur an die Nachrichten zwischen Einschlafen und Aufwachen in einem Hotelzimmer während einer Dienstreise.
Wir hatten den Nachmittag frei. Den Abend auch. Mondscheinbar ...

Freitag fuhren wir zurück. Dienstreiseende. Auf dem Münchner Hauptbahnhof sahen wir ein verlassenes Gepäckstück.
Nach zehn Stunden Arbeit, fünf Stunden Zugfahrt, fiel mir ein - das es mein Koffer war.
Ich zückte mein Handy ... mein Psychoanalytiker war noch wach.
Heute nahm ich seine Rechnung in Empfang. Deshalb: Paßt auf Euch auf!


[geschrieben von Gabi]

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