05. Februar 1999

Ich möchte die Gelegenheit, dieses Kalenderblatt zu schreiben, einmal benutzen, um mich vorzustellen. Ich bin Guido und wurde von Gabi zum Redaktionsmitglied ernannt. Gelegentlich betätige ich mich also als Lektor von Storyline und lese Eure Werke Korrektur, wenn Gabi mich läßt. So kann ich sie entlasten, damit sie mehr Zeit für das halbe Dutzend anderer Projekte hat, mit denen sie uns erfreut. Außerdem habe ich so die Gelegenheit, Eure Einlieferungen früher als andere zu lesen :-)

Gabi bat mich also um dieses Kalenderblatt: "Möchtest du? Du sollst! Du mußt!" - "Ja, worüber soll ich denn schreiben?" - "Schreib einfach, was dir einfällt!"

Viele Themen bedachte ich und verwarf sie wieder. Ein Kalenderblatt sollte doch einen Bezug zur Zeit haben, vielleicht zu aktuellen Geschehnissen:

"Rot-Grüne Regierung 100 Tage im Amt!" Eine Wertung an dieser Stelle könnte leicht die Hälfte der Leser vergraulen, also lieber etwas anderes...

Am 03.02.1999 wurde also diese sanfte Bitte an mich herangetragen. Genau vierzig Jahre zuvor starb Buddy Holly. Am Abend ging ich mehrfach alle empfangbaren Radiosender durch, und tatsächlich, eine aufmerksame Musikredaktion schaffte es, einen dreiminütigen Beitrag über diesen Rock'n'Roll-Musiker zu senden, der die frühe Geschichte der Popmusik stark mitbeeinflußt hat. Aber wollte ich wirklich die Vergangenheit bemühen müssen? Nein, lieber etwas ganz anderes...

"Znamya soll heute abend aufgehen und Licht ins russische Dunkel bringen." Nötig hätten sie es gehabt, doch leider schlug das Experiment vorerst fehl, eine 25 Meter durchmessende Aluminiumfolie auf der Raumstation MIR als künstlichen Reflektor aufzuspannen, der Sonnenlicht in dunkle Gebiete Nordrußlands lenken und zehnmal heller als der Mond scheinen sollte. Über einen Mißerfolg wollte ich eigentlich auch nichts schreiben...

Worüber habe ich nun geschrieben? Über das Schreiben eines Kalenderblattes und seine Bedeutung für den Autor und den Leser. Als Leser genieße ich es, ein paar Bruchstücke über die Interessen, Gedanken und Motivation der Menschen zu erfahren, die hinter den Kulissen eines Projektes wie Storyline wirken. Nun, ich habe ein paar Bruchstücke beigetragen. Und als Lektor werde ich mich gleich mit Freude auf Eure frisch bei mir eingetroffenen Beiträge stürzen.

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