© der Geschichte: Maren Frank. Nicht unerlaubt
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Gestrandet

( nach Lifesigns )

Chakotay stellte den Autopiloten ein, lehnte sich zurück und schloß die Augen. Captain Janeway hatte ihn allein mit einem Shuttle losgeschickt und diese wenigen Stunden, in denen er nichts zu tun hatte, wollte er zur Meditation nutzen. Die Konsole vor ihm gab ein kurzes Warnsignal von sich und sofort beugte der indianer sich vor, um die Ursache dafür herauszufinden. Eine Transporteraktivität wurde angezeigt, jemand beamte sich in das Shuttle.
Im nächsten Moment gewannen die Konturen einer cardassianischen Frau Gestalt. Ein Lächeln zierte ihr schönes Gesicht. "Hallo Chakotay, ich hatte Sehnsucht nach dir." "Seska!" Er schüttelte den Kopf. "Hättest du dich nicht über Subraum melden können."
Sie grinste. "Wieso, dann wäre doch die Überraschung weg gewesen."
Unwillkürlich mußte Chakotay lächeln, er kannte ja nur zu gut Seskas selbstbewußte Art und überrascht hatte sie ihn schon immer gern. "Gut siehst du aus."
"Danke." Ihre grauen Augen wanderten durch das Shuttle. "Und du siehst aus, als hättest du dich bis zu meinem Auftauchen jetzt sehr gelangweilt."
"Viel zu tun hatte ich wirklich nicht, aber ich wollte meditieren."
"He, soll das etwa heißen, daß ich dich störe?"
Chakotay ergriff ihre schmale Hand. "Nein, natürlich nicht. Eigentlich bin ich ganz froh, dich zu sehen."
Seska lächelte sanft, sie spürte das Aufflackern der alten Gefühle zwischen ihnen. Es war viel passiert, seit sie auf dem Maquisship seine Gefährtin gewesen war. "Als ich vorhin dein Shuttle geortet habe, habe ich mir gedacht, daß ich dir einen kurzen Besuch abstatte."
"Ich hoffe doch, daß du nicht vor hast, mich gefangen zu nehmen?"
"Unsinn, ich hab doch gesagt, daß ich nur kurz hallo sagen wollte." Sie drückte leicht seine Hand. "Ich hatte wirklich Sehnsucht nach dir. Es ist lange her..." "Oh, meine Erinnerungen sind ncoh frisch genug", knurrte er. Auch wenn Seska im Moment sanft und freundlich erschien, wußte er nur zu gut, daß sie sehr gefährlich war, sie konnte alles sein, von der verständnisvollen Freundin, leidenschaftlichen Verführerin bis zur eiskalten Killerin.
"Noch böse auf mich?"
Chakotay sah ihr in die Augen, dieser Blick der hellgrauen Pupillen, die sich je nach ihrer Stimmung veränderten, hatte ihn schon vor langer Zeit verzaubert. Er legte eine Hand an ihre Wange, beugte sich zu ihr und küßte sie leicht auf den Mund. "Bist du mit der Antwort zufrieden?"
Seska lächelte und nickte. Ihre schlanken langen Finger strichen zart über seine Hände. Obwohl viel zwischen ihnen passiert war, konnten sie beiden ihre Vergangenheit nicht leugnen, die starken Gefühle beherrschten sie. Seska war als Spionin der Cardassianer zu Chakotay Gruppe gekommen, doch sie hatte sich in ihn verliebt und sich für ein leben an seiner Seite entschieden. Sie hatte ihm ihr Herz gegeben, für seine Maquisgeheimnisse. Und er hatte ihr vertraut, sie waren zu einer Einheit geworden. Seit Seska bei den Kazon lebte, hatte er versucht, ihr aus dem Weg zu gehen, anfangs sogar, sie aus seinen Gedanken zu verbannen. Doch er hatte schnell festgestellt, daß das unmöglich war, Seska war viel zu sehr Teil seines Selbst geworden.
Chakotay blickte auf ihre Hände, die schlanken Arme, das schöne Gesicht mit den hohen Wangenknochen und vollen Lippen. Langes braunes Haar fiel ihr weit über die Schultern und glänzte seidig. Er sehnte sich danach, sie zärtlich zu berühren, sie zu küssen...
Eine Erschütterung des Bodens brachte ihn in die Realität zurück und bevor er noch wußte, was eigentlich geschah, war Seska bereits aufgesprungen und saß an der Steuerkonsole.
"Ein Meteroitenhagel", erklärte sie.
Entsetzt sah Chakotay, wie ein besonders großer Meteroit auf das kleine Schiff zuschoß und in Erwartung des Aufpralls schloß er die Augen. Erst Sekunden später wagte er sie wieder zu öffnen, sah zu Seska, die mit ernstem Gesicht Ausweichmaneuver flog.
"Vielleicht hilfst du mir mal!" fauchte sie und deutete auf die Navigationskonsole. "Natürlich." Chakotay erwachte augenblicklich aus seiner Erstarrung und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Anzeigen. Was er sah, gefiel ihm gar nicht, sie waren ernsthaft in Gefahr, außerdem hatte der Aufprall eben die Kommunikationsanlage beschädigt, sie konnten keinen Notruf absetzen. "In der Nähe ist ein Planet, wollen wir versuchen, dort zu landen?"
Seska blickte ebenfalls auf die Sternenkarte, wich einem weiteren Meteroiten aus und nickte. "Ich versuche uns heil runter zu bringen, lange würden wir sonst nicht mehr überleben. Halt dich fest."
Chakotay schluckte, suchte nach einem günstigen Halt, während die Position des Shuttles immer mehr in die Diagonale kippte. Er betrachtete Seska fasziniert, die so völlig konzentriert und ruhig an der Steuerkonsole saß.
Es rumpelte leicht, doch dann stand das kleine Schiff still.
Seska drehte sich mit einem erleichterten Grinsen zu ihrem Geliebten um. "Ging doch prima."
Chakotay atmete auf und schaffte es, zumindest ansatzweise zu lächeln.
Seska dagegen lachte und knuffte ihn leicht in die Seite. "He, was ist denn mit dir los, früher haben wir ganz andere Maneuver geflogen."
"Ich bin wohl etwas aus der Übung." Und um sie zu ärgern fügte er hinzu: "Tom Paris fliegt die Voyager weitaus ruhiger und hält das Schiff vor allem senkrecht." Wie erwartet verzog Seska das Gesicht. "Ein Schiff zu fliegen ist das einzige, was er außer Frauen anbaggern, kann."
"Sind wir weit vom Kurs abgekommen?" wechselte er das Thema.
Seska beugte sich über die Konsole vor ihr und da keine Anzeige erschien, hieb sie mit der Faust auf die glatte Fläche. "Verdammt, die ganze Energie ist verbraucht, das reicht nicht mal für ein Notsignal."
"Die Kommunikationsanlage ist sowieso beschädigt."
Seska stemmte eine Hand in die Hüfte. "Und nun?"
Chakotay zuckte hilflos mit den Schultern. "Vielleicht sollten wir erstmal gucken, wie es draußen aussieht. Einen Tricorder hast du nicht zufällig dabei oder?" "Nein, aber die Luft im Shuttle wäre in zwei Stunden sowieso verbraucht, wenn wir Pech haben, ersticken wir eben jetzt." Sie öffnete die Luke und kletterte heraus. "Na los, komm schon!"
Chakotay folgte ihr. Sie waren auf einer flachen Ebene gelandet, Sand und Stein überwogen, doch vereinzelt wuchsen auch niedrige Sträucher und verschiedene Pflanzen. "Wohin?"
Sie drehte sich ein wenig, um sich einen vollständigen Blick zu verschaffen. "Scheint egal zu sein."
Langsam setzten sie sich in Bewegung, und wie selbstverständlich hatte Chakotay Seskas Hand genommen. Die zwei Sonnen, die von dem purpurfarbenen Himmel auf sie herabschienen, trieben ihnen den Schweiß aus den Poren.
Seska blieb stehen und wischte sich einige Haarsträhnen zur Seite, die an ihrer Stirn klebten. "Ich schlage vor, wir setzen uns irgendwo in den Schatten und warten, bis die Hitze nachläßt."
Chakotay war froh, daß sie diesen Vorschlag machte. "Da vorne ist eine Höhle, laß uns da rein gehen."
"Warte, du weißt nicht, ob irgendwelche Tiere dort drin leben."
"Das werden wir ja dann sehen." Der Indianer ließ ihre Hand los und ging voran. "Alles ruhig, trau dich ruhig her."
Seskas Augen blitzten kurz auf, doch sie trat nun ebenfalls in die Höhle. Die Luft war angenehm kühl, der Boden war fest und mehrere Steine boten Sitzgelegenheiten. Chakotay setzte sich, stützte sich mit der rechten Hand ab und lächelte. Im nächsten Augenblick schrie er schmerzerfüllt auf.
Seska fragte nicht erst, sondern zog ihr Messer und sprang vor. Das von draußen hereinfließende Sonnenlicht reichte völlig aus, um die Schlange zu erkennen, die sich in Chakotays rechtem Handgelenk festgebissen hatte. Ohne lange nachzudenken stieß Seska mit dem Messer zu.
Der Körper der Schlange fiel noch zuckend zu Boden und vorsichtig löste Seska den Kopf von der Hand ihres Geliebten. Zwei winzige Blutstropfen zeigten sich auf seiner Haut.
"Danke", murmelte er.
Seska schmiß den Kopf der Schlange weit in die Höhle hinein, kickte den Körper mit einem Fuß zur Seite und blickte Chakotay dann streng an, doch er konnte gut die Sorge in ihren Augen sehen. "So viel zum Thema Tiere in der Höhle."
"Konnte ich das wissen?"
"Du wolltest in die Höhle, obwohl ich dir geraten habe, vorsichtig zu sein!"
fauchte sie.
"Und du wolltest in den Schatten!"
"Jeder Baum oder größere Stein hätte es auch getan!" schnappte sie zurück. Chakotay wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ihn ein von seiner Hand ausgehender Schmerz durchzuckte. "Verdammt!" preßte er mühsam hervor und stützte sich mit der anderen Hand ab.
Sofort kniete Seska sich neben ihn, berührte ihn sanft an der Schulter. "Was ist?" "Ich weiß nicht, aber irgendwie habe ich kein gutes Gefühl."
Seska fluchte leise, hätten sie doch bloß einen Tricorder! Ihre schlanken Finger schlossen sich um seine Hand und sie betrachtete die kleinen Bißwunden, die die Schlange hinterlassen hatte, kritisch. "Sieht nicht besonders gut aus, wenn die Schlange giftig war. Ich will dir ja keine Angst machen, aber das Gift ist wahrscheinlich schon in deinen Blutkreislauf geraten."
"Ade, du schöne Welt."
Ihre Fingernägel kniffen ihn ärgerlich in den Unterarm. "Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt für dumme Witze. Laß uns lieber hoffen, daß das Gift nicht stark ist. Wie fühlst du dich?"
"Ich bin in Ordnung."
"Die Wahrheit!" donnerte sie.
"Okay, okay, mir ist schwindelig. Zufrieden?"
Sie antwortete nicht, wischte stattdessen das Messer ab und steckte es wieder an ihren Gürtel. "Ich werd mal sehen, ob ich irgendwo Wasser finde. Ruh dich aus." "Sei vorsichtig!" Chakotay lehnte sich zurück und schloß die Augen.
Seska war viel zu wütend, um die Hitze der Doppelsonne richtig wahrzunehmen, sie krempelte die Ärmel hoch und lauschte, ja sie hatte sich vorhin nicht verhört, ganz in der Nähe plätscherte es. Nach wenigen Schritten sah sie die Quelle. Sie ging in die Knie, tauchte die Hände in das kühle, kristallklare Wasser und trank einige Schluck. Jetzt brauchte sie nur noch irgendein Gefäß.
Sie stand auf, trat in den Schatten eines recht hohen Baumes, um den die aufgesprungenen Schalen von Früchten lagen. Sie vermutete, daß dieser Baum das hiesige Äquivalent zu Kokospalmen darstellte, wie sie zum Beispiel auf Tterra wuchsen.
Seska hob eine geeignete Schale auf, ging zu der Quelle zurück und füllte sie bis zum Rand mit Wasser. Dann ging sie vorsichtig zu der Höhle zurück. Ihr Geliebter lehnte reglos an dem Stein und für einen Moment flackerte Panik in ihr auf. "Chakotay." Sie stellte das Gefäß ab und rüttelte ihn leicht. "Chakotay!" Mühsam öffnete er die Augen.
Sie griff nach der Schale und hielt sie ihm an die Lippen. "Besser?"
Er nickte schwach. "Ein wenig komm ich mir vor, wie Robinson Crusoe."
"Robinson Crusoe? Wer ist das, ich habe nie von ihm gehört."
Ein Lächeln flog über seine Lippen. "Robinson Crusoe ist eine Romanfigur von Daniel Defoe. Ich habe das Buch während meiner Akademiezeit gelesen, es ist schon ziemlich alt, aber ein Klassiker."
"Wovon handelt es?" fragte Seska, um ihn abzulenken, da sie den Ausdruck von Schmerz in seinen braunen Augen sah.
"Von einem Schiffbrüchigen, der auf einer Insel strandet." Er schilderte ihr den Inhalt des Buches in einigen Sätzen. Das Sprechen fiel ihm schwer und schließlich schwieg er, ließ sich erneut zurücksinken und schloß wieder die Augen. Seska riß ein Stück Stoff von dem Ärmel ihrer Bluse ab, tauchte es in das Wasser und wischte Chakotay die Schweißtropfen von der Stirn.
Er öffnete die Augen und lächelte sie schwach an. "Du hättest Robinson Crusoe lesen sollen, es hätte dir sicher gefallen. Vielleicht würde es dir nun helfen." "Ich habe dich", sagte sie schnell."
Chakotay schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht, daß ich noch lange leben werde." "Sag so etwas nicht!" Verzweiflung und Wut klangen in ihrer Stimme mit, sie fuhr erneut mit dem feuchten tuch über seine Stirn. "Du wirst nicht sterben, ich bin bei dir und du weißt, daß nur das passiert, was ich will!"
"Meine schöne sture Geliebte, du wolltest schon immer deinen schönen Kopf durchsetzen." Er streckte die unverletzte Hand aus und legte sie auf ihren leicht vorgewölbten Leib. "Es tut mir leid, daß ich unser Kind nun nicht sehen werde." Seska unterdrückte mühsam die aufsteigenden Tränen, obwohl Chakotay bereits bewußtlos war, wollte sie nicht weinen. Sie zog ihre Weste aus, so daß sie nur noch die dünne Bluse trug und legte das Kleidungsstück unter Chakotays Kopf. Zärtlich küßte sie ihn auf den Mund, dann stand sie auf und ging zum Shuttle. Die Hitze hatte ein wenig nachgelassen, die Doppelsonne senkte sich dem Horizont zu und das Purpur des Himmels hatte eine dunklere Färbung angenommen.

Verärgert stellte sie fest, daß sie die Tür des Shuttles offen gelassen hatten, doch die Außenhülle hatte die Hiitze abgehalten. Seska hielt das Messer sicherheitshalber einsatzbereit in der Hand, als sie kurz durch den kleinen Raum ging, doch kein tier schien sich hier herein gewagt zu haben. Sie ließ die Luke offen, um genug Licht zu haben und studierte die Kontrollen. Sie kannte sich recht gut mit technischen Dingen aus, normalerweise wäre es für sie kein Problem gewesen das Kommunikationsterminal zu reparieren, doch ohne Energie nützte ihr selbst eine funtionsfähige Anlage nichts. Irgendwie mußte sie die Energieversorgung wieder herstellen, wenigstens soweit, daß es reichte, um ein Notsignal zu senden. Sie fluchte leise vor sich hin, da sie niemand hörte, konnte sie sich alle Flüche ins Gedächtnis rufen, die sie jemals gehört hatte. Einige hatte sie von B´Elanna gelernt, ihre klingonische Freundin kannte ein breites Spektrum an Flüchen und Schimpfworten und hatte nie gezögert, diese auszusprechen. Und nun fielen Seska genügend Gründe ein, um wenig damenhaft zu fluchen.

Frustriert ließ sie sich in den Pilotensessel fallen, im Shuttle schien es keine Möglichkeit zu geben, an Energie zu kommen, die Anzeigen leuchteten nicht mal mehr auf. Sie wußte ganz genau, wenn ihr nichts einfiel, gab es für Chakotay keine Rettung - und sie selbst wollte auch nicht unbedingt allein auf diesem Planeten bleiben.
Ein schwaches Lächeln flog über ihre hübschen Züge, natürlich, warum hatte sie nicht eher dran gedacht? Mit neuer Hoffnung sprang sie auf und trat vor das Shuttle, legte eine Hand auf die Außenhülle, die warm von der Sonneneinstrahlung war. Die beiden Sonnen bildeten die natürliche Energiequelle dieses Planeten, und ihre Kraft würde für zehn Shuttles reichen, sie mußte nur die Energie der Sonne in die Systeme des Shuttles leiten.
Nur? Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie das anstellen sollte, mit Solarzellen, die das Sonnenlicht auffangen würden, wäre das kein Problem gewesen, doch das Shuttle verfügte über eine Außenhülle, die sogar die Hitze abhielt. Sie ging wieder in das Innere des kleinen Raumers, mit Starfleet-Schiffen kannte sie sich nicht ganz so gut aus, aber so sehr unterschieden sie sich in der Bauweise nicht von den ihr bekannten Modellen. Wie gehofft fand sie ein Terminal, das sich bei totalem Energieausfall manuell bedienen ließ, vielleicht war es für eine ähnliche Situation wie jetzt konstruiert worden.
Seska erlaubte sich ein zufriedenes Lächeln, zwar waren die Sonnen fast schon untergegangen, aber sie strahlten noch immer genug Energie aus. Doch es würde dauern, bis es für das Senden eines Notsignals reichte, Seska rechnete die Werte im Kopf aus, vor morgen Nachmittag konnte sie nicht versuchen zu senden. Aber sie hatte eine Möglichkeit gefunden! Sie schloß die Luke des Shuttles, ging zur Quelle, trank durstig von dem klaren Wasser und füllte wieder etwas in eine geeignete Schale.

Chakotay schlief noch immer, vielleicht war er auch bewußtlos, aber sie konnte seinen Puls fühlen, schwach zwar, aber er lebte. Noch - doch daran wollte sie gar nicht erst denken.
Sie setzte sich neben ihn. legte die Arme um die angezogenen Knie und starrte nach draußen. Es wurde nicht völlig dunkel, sie konnte noch immer gut die Shilouetten der Bäume, Sträucher und Steine erkennen. Sie lauschte den leisen Atemzügen ihres Geliebten, manchmal setzte seine Atmung für Sekunden aus, dann hielt Seska ebenfalls kurz die Luft an, betete stumm.
"Seska?" Seine Stimme war ganz leise, kaum zu verstehen.
"Ich bin hier." Sie legte eine Hand auf seine Schulter, rückte näher an ihn heran. "Oh Liebes."
Ihr Blick fiel auf seine Hand, die beiden vorhin noch so unscheinbar aussehenden Wunden hatten sich verfärbt, das Gelenk war dick angeschwollen.
Chakotay zuckte leicht mit den Schultern. "Du siehst, mir bleibt nicht mehr viel Zeit."
"Nein, mein Lieber, so leicht wirst du nicht aus meinem Leben verschwinden", erklärte sie entschlossen.
"Was hast du vor?" fragte er beunruhigt. In dem schwachen Licht hatte er die Klinge ihres Messers aufblitzen sehen.
"Dein Blut darf nicht noch weiter vergiftet werden." Zärtlich berührte sie das Tattoo auf seiner Stirn. "Versuch am besten, das Bewußtsein zu verlieren." Chakotay schloß die Augen und biß die Zähne zusammen, er versuchte, an irgendetwas Schönes zu denken. Der Schmerz schoß wie Feuer durch seinen Arm, er versuchte sich auf seinen spirituellen Führer zu konzentrieren, kurz flackerte vor seinem inneren Auge das Bild des dunkelgrauen Wolfes auf, er versuchte es festzuhalten, sich an diese andere Realität zu klammern, wurde durch den Schmerz zurückgerissen und keuchte leise auf.
Für einige Sekunden wurde es völlig schwarz um ihn herum, fast war er dankbar dafür, doch dann gewann der Schmerz sein Bewußtsein wieder. Nur vage bekam er mit, wie Seska ihre Hände leicht an seine Wangen legte. Er tastete mit der unverletzten Hand nach ihr, spürte, wie sich ihre Finger um seine schlossen, sie ihn sacht an den Schultern packte und nach unten drückte. Er leistete keinen Widerstand, sah im Dunkeln ihre schönen ausdrucksvollen Augen glitzern. "Ich liebe dich."
"Ich dich auch." Sie legte kurz einen Finger an seinen Mund. "Aber jetzt versuch zu schlafen."
Sie rückte so nah an ihn heran, daß er seinen Kopf in ihren Schoß legen konnte. Er spürte ihre Wärme und die Stärke und Geborgenheit, die sie ihm vermittelte, dabei wußte er, daß sie bestimmt genauso erschöpft war wie er. Er hielt ihre Hand, schloß die Augen und schlief ein.
Die Erschöpfung ließ auch Seska einschlafen, obwohl sie zuerst dagegen ankämpfte, doch da Chakotay nun wieder gleichmäßiger atmete, ließ ihre Sorge um ihn ein wenig nach.

Das Morgenlicht der Sonnen weckte Seska und sofort tastete sie mit den Fingern nach Chakotays Hals, spürte erleichtert seinen Puls.
Er erwachte ebenfalls, hob den Kopf und lächelte sie an. "Wie üblich hast du deinen Willen durchgesetzt - ich lebe noch."
Sie lachte und die Erleichterung trieb ihr Tränen in die Augen. "Oh Chakotay, du bist wirklich unmöglich!"
Mit der gesunden Hand zog er sie zu sich herunter und küßte sie zärtlich. "Danke." Sie schluchzte und wischte sich ärgerlich mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen. "Ich liebe dich."
"Warum weinst du dann?" Er drückte sie zärtlich an sich. "Im Moment finde ich unsere Lage gar nicht mal so schlecht."
Die Bemerkung brachte ihm einen leichten Rippenstoß ein. "Ich muß dich enttäuschen, du Verrückter, ich habe einen Weg gefunden, die Energie wieder herzustellen." "Wie?"
"Die beiden Sonnen geben genug Energie ab, ich habe ein wenig am Shuttle herumgebastelt, in einigen Stunden können wir den ersten Sendeversuch wagen", erklärte sie.
"Ich wußte, daß du das schaffst, du bist großartig." Er küßte sie erneut. Seska lächelte glücklich, setzte sich dann auf und griff nach seiner Hand. Der provisorische Verband, den sie aus einem Ärmel ihrer Bluse gefertigt hatte, war von dunklem Blut durchtränkt, doch die Schwellung war zurückgegangen. "Ich sagte doch, das ich meinen Willen durchsetze."
"Und was machen wir, bis die Energie aufgeladen ist?"
"Was du bis dahin machst, weiß ich nicht, ich aber werde uns erstmal was zu essen besorgen." Sie gab ihm noch einen flüchtigen Kuß und stand dann mit einer geschmeidigen Bewegung auf.
Chakotay sah ihr lächelnd nach und ließ sich wieder zurücksinken, er fühlte sich noch ziemlich erschöpft, aber von einem leisen Pochen in seiner verletzten Hand einmal abgesehen, ging es ihm gut.
Seska sammelte an der Quelle einige Kokosnüsse und schlug sie mit Hilfe einies spitzen Steins auf. Wie erwartet unterschieden sie sich nicht von denen, die sie kannte. Es gab ein breites Spektrum an Früchten, doch Seska suchte die heraus, die denen, die sie kannte ähnlich waren, eine Vergiftung wollte sie nicht riskieren. Sie ging zum Shuttle, prüfte die Energieversorgung und suchte aus dem Fach für Notrationen einige Lebensmittel heraus, die sie verarbeiten konnte.
Als die Sonnen fast ihren höchsten Punkt erreicht hatten, kehrte sie in die Höhle zurück. Ein Lächeln flog über ihr schönes Gesicht, als sie sah, daß Chakotay friedlich schlief. Sie beugte sich zu ihm herunter und weckte ihn mit einem zärtlichen Kuß. "Essen ist fertig."
"Du hast wirklich für mich gekocht?" fragte er ungläubig.
"Gekocht ist übertrieben, aber ich glaube, es ist eine Mahlzeit. Warum erstaunt dich das so?"
"Seska, ich kenne dich nun schon über drei Jahre und in dieser Zeit hast du nicht ein einziges Mal etwas für mich gekocht, höchstens den Replikator programmiert oder bei Neelix etwas geklaut."
Sie grinste und half ihm auf. "Glaub ja nicht, daß ich das ab jetzt immer mache, aber ich habe auch Hunger und du schienst mir nicht in der Lage etwas Eßbares zu besorgen."
"Wow!" Er blickte erstaunt auf den flachen Stein, auf dem Seska die verschiedenen Früchte und was sie daraus gemacht hatte, angerichtet hatte. Er setzte sich neben sie und nahm eine Schale, die mit heller Creme gefüllt war, in die Hand. "Nun probier schon."
"Möchtest du nicht zuerst?"
"Nein, außerdem habe ich schon bei der Zubereitung davon genascht. Im übrigen ist das ein Kokosdip, du mußt eine Fruchtspalte nehmen und da rein tauchen. So." Sie griff nach einem hellgelben Fruchtstück, tauchte es in die Creme und steckte es sich in den Mund.
Chakotay betrachtete sie faszinierd. "Erstaunlich."
"Was? Das ich etwas esse?" Sie kaute bereits das nächste Stück und endlich folgte Chakotay ihrem Beispiel. "Und?"
"Lecker, wirklich", lobte er. "Was ist das hier?" Er deutete auf eine weiße Masse. "Probier doch." Sie stippte eine erdbeerähnliche Frucht in die Masse und schob sie Chakotay in den Mund.
"Sahne mit Kokosgeschmack?" fragte er verblüfft.
"Ich gebe zu, einige Zutaten habe ich im Shuttle gefunden, aber Kokosnüsse gibt es hier reichlich." Sie deutete auf die Speisen. "In fast allem hier findest du Kokosnuß, Kokosraspeln und Kokosmilch."
"Ideen hast du wirklich, davon war ich immer schon überzeugt."
"Danke, das fasse ich als ein Kompliment auf." Ihre grauen Augen funkelten schelmisch.
Chakotay legte einen Arm um sie sah sie ernst an. "Du bist wundervoll. Ich wünschte..."
"Ja?" fragte sie mit leicht zitternder Stimme.
Er blickte zu Boden, schüttelte den Kopf. "Nichts. Ich habe nur daran gedacht..."
"Bitte sag es mir. Wenn du möchtest", fügte sie leise hinzu.
Chakotay sah ihr in die Augen. "In den letzten Stunden habe ich völlig vergessen, was wir sind."
"Ist das so schlimm?" fragte sie sanft.
"Nein", erwiderte er sofort. "Im Moment vielleicht nicht. Aber du weißt doch..."
Sie legte eine Hand an seine Lippen. "Jetzt nicht, ich möchte nichts davon hören, laß uns einfach diese Stunden genießen, okay?"
Er nickte, drückte seine Wange dann an ihre Schulter. Ganz automatisch legten sich seine Hände an ihren Rücken, er spürte, wie sie sich an ihn schmiegte. Er sah sie an, strich ihr eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht, betrachtete sie. "Meine Güte, bist du schön."
Sie lächelte. "Danke."
Seine Hand strich an ihrer Schulter herab zu ihrem Bauch und legte sich liebevoll auf die leichte Wölbung des Lebens unter ihrem Herzen.
"Freust du dich?" fragte sie leise.
Chakotay zögerte kurz, obwohl ihm die Antwort nur zu bewußt war, im Moment noch mehr als sonst. "Ja."
"Ich freue mich auch. Es wird unser Kind sein, Chakotay, nicht deines oder meines, unseres."
Chakotay zog sie sanft an sich, vergrub sein Gesicht in ihrem seidigen Haar. "Ich liebe dich", flüsterte er. "Dich und unser Kind."
Seska hielt ihre Arme fest um ihn geschlungen, oft hatte sie in den letzten Wochen davon geträumt endlich wieder in Chakotays Armen zu liegen, das Leben, das in ihr wuchs, erinnerte sie an die tiefe Liebe, die sie einst verbunden hatte und der sie sich auch jetzt noch bewußt waren.
Chakotay hätte sie ewig so in seinen Armen halten können, sie war schlank und feingliedrig, obwohl sie fast so groß wie er selbst war. Oh wie hatte er dieses Gefühl vermißt!
Seska hatte ihre Augen geschlossen, genoß seine Nähe und Wärme, spürte wieder die tiefe Liebe zwischen ihnen.
Chakotay nahm ihr Gesicht in seine Hände, sah in ihre schönen hellen Augen, die bis auf den Grund seiner Seele blicken konnten und küßte sie zart auf die Stirn. Seska lächelte sanft, legte ihre Hände an seine Ellenbogen. Ihr Blick fiel auf seine verletzte Hand. "Tut´s noch weh?"
Er schüttelte den Kopf.
Geschickt löste sie den provisorischen Verband und betrachtete kritisch die Verletzung. "Ich glaube, jetzt besteht wirklich keine Gefahr mehr für dich. Sei aber trotzdem vorsichtig, ja."
"Aye Captain." Er grinste.
"Und nun laß uns endlich essen."
"Zu Befehl Captain."
Sie knuffte ihn in die Seite und lachte. "Du bist schrecklich, wie habe ich es bloß so lange mit dir ausgehalten."
"Das weiß ich auch nicht", meinte er noch immer grinsend.
Seska nahm eines der Fruchtstücke und schob es ihm in den Mund. "Das wird dich hoffentlich zum Schweigen bringen."
Er kaute, schluckte und grinste sie dann an.
"Was ist, warum guckst du mich so an?" Sie wischte sich rasch über die Mudnwinkel. "Habe ich etwa noch irgendwo Sahne kleben?"
Er schüttelte den Kopf, langte in die Schale mit der Kokoscreme und ehe Seska reagieren konnte, hatte er sie ihr an die Lippen getupft. "Aber jetzt."
"Oh Chakotay!"
Bevor sie noch irgendetwas sagen konnte, hatte er sie im Arm und küßte sie zärtlich. Sie erwiderte den Kuß, blickte ihn dann mit amüsiert funkelnden Augen an und grinste.
"Warum lachst du?"
"Jetzt hast du die Sahne im Gesicht." Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn hinter sich her zur Quelle.
Der Indianer seufzte. "Weißt du, daß es vor einigen Jahrhunderten auf Terra üblich war, daß die Männer das Sagen hatten und die Frauen ihnen gehorchten und immer für sie da waren und alles für sie taten."
"Das ist ja schrecklich", sagte Seska ehrlich entsetzt. "Findest du das etwa gut?" Er grinste breit. "Ach, manchmal hat dieser Gedanke durchaus was verlockendes. Aber umgekehrt mußten die Männer arbeiten, während die Frauen nur für den Haushalt und die Kinder zuständig waren."
"So hätte ich nicht leben können. Du etwa?"
"Ich glaube nicht." Er legte die Arme um sie. "Außerdem, was würde ich ohne dich machen."
Seska lehnte sich an ihn. "Ich liebe dich."
"Weißt du, irgendwie bin ich fast froh, daß wir hier gestrandet sind."
Sie drehte den Kopf ein wenig, um ihm in die Augen zu sehen. Er lächelte sie verträumt an, doch Seska wurde ernst. "Die Energie müßte jetzt etwa für einen ersten Versuch reichen. Wollen wir zum Shuttle gehen?"
"Natürlich." Aber er machte keinerlei Anstalten aufzustehen und auch Seska bewegte sich nicht. Viel zu groß war die in ihr brennende Sehnsucht nach seinen Zärtlichkeiten, sie legte ihre Hände an seinen Nacken, zog ihn zu einem langen Kuß an sich.
Chakotay leistete keinen Wiederstand, als sie ihn gleich darauf ganz zu Boden drückte, seine Hände strichen zärtlich durch ihr weiches Haar, über ihre schmalen Schultern. "Oh Geliebte."
Seska schloß die Augen, küßte ihn erneut. Umfangen von seinen starken Armen fühlte sie sich wunderbar geborgen.

Chakotay ließ die seidigen Strähnen ihres langen Haars durch seine Finger gleiten, berührte zärtlich die Stirnwülste über ihren Augen, die sie als Cardassianerin auswiesen. Nie hätte er gedacht, daß er einmal so viel Liebe für eine Frau empfinden würde - eine Frau, die zu einem Volk gehörte, gegen das er gekämpft hatte. Sie lächelte mit geschlossenen Augen, schmiegte sich voller Vertrauen an ihn. Chakotay wußte, daß sie wach war, aber es war so schön, sie in seinen Armen zu halten und sie anzusehen, daß er nicht aufstehen wollte. Purpurnes Licht fiel auf ihre makellose helle Haut, betonte ihre zarten Rundungen und die sanfte Wölbung ihres Leibes. Nie war sie ihm schöner erschienen als im Moment, mit diesem sanften Lächeln auf den vollen Lippen, den langen Wimpern und dem entspannten und zufriedenen Ausdruck auf ihrem schönen Gesicht.
Seska öffnete die Augen, sah zu ihm auf und ihr Lächeln wurde noch intensiver. "Wir sollten uns anziehen."
"Wieso, ist dir kalt? Ich zumindest finde es so viel angenehmer."
Da hatte er zweifellos recht, das Sonnenlicht war immer noch ziemlich warm, doch sie hatten sich in den Schatten eines Baumes zurückgezogen.
"Und ich finde dich so sehr schön."
Sie musterte ihn kritisch, stellte aber fest, daß er die Bemerkung völlig ernst meinte. Aber genauso wußte sie auch, daß Chakotay nicht der einzige Mann war, der von ihrer Schönheit fasziniert wurde, sie hatte schon vor langer Zeit gemerkt, daß ihr Aussehen ihr zusätzlich Macht gab.
Chakotay gab ihr einen zärtlichen Kuß auf den Mund. "Was schlägst du vor, sollen wir sonst tun?"
Dadurch, daß es ihm wieder besser ging, hatte auch Seska keine Eile, wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie es noch ziemlich lange hier aushalten können. Doch sie mußte wieder anfangen, realistisch zu denken, Chakotay mußte auf die Voyager zurück, obwohl ihr dieser Gedanke gar nicht behagte. Und sie selbst mußte auf das Kazonship zurück, zwar würde Culluh keine Fragen stellen Solange Seska den Kazon zu so vielen Vorteilen verhalf, war ihm ziemlich egal, wie sie sich die Zeit vertrieb. Doch ein Ziel hatte Seska schon lange, sie wollte die Voyager übernehmen, doch das sprach sie nicht laut aus, es würde nur zu einem Streit führen und sie wollte ihre momentane Harmonie nicht zerstören. Sie nahm seine Hand. "Laß uns zum Shuttle gehen."
Chakotay stand auf, zog sie noch einmal an sich, um sie erneut sanft zu umarmen. Sie sammelten ihre Kleidung ein und zogen sich langsam an, dann schlenderten sie Hand in Hand zum Shuttle.
"Gut, die Energie lädt sich wieder auf. Siehst du." Seska berührte schnell einige Schaltflächen, die darauf hell aufleuchteten.
"Reicht es schon für ein Notsignal?"
"Ich bin mir nicht sicher, ob es weit genug reicht, die Atmosphäre des Planeten ist ziemlich stark und wird einiges an Energie sofort absorbieren", erklärte sie. "Wann glaubst du, haben wir genug Energie, um zu senden oder von hier wegzufliegen?"
"Zum Senden würde es jetzt schon reichen, aber es ist besser, wir warten bis morgen mittag, dann ist genug Energie da für ein starkes Signal, das eine genügende Reichweite haben dürfte. Dann können wir auf automatisches Senden einstellen. Aber für den Antrieb reicht die Energie noch lange nicht, genau kann ich es nicht sagen, aber unter zwei Wochen bestimmt nicht."
"Das heißt, wenn uns Janeway oder Culluh nicht finden, sitzen wir hier noch einige Zeit fest."
Seska schmunzelte. "Ist dieser Gedanke so schlimm?"
"Nein." Er legte seine Arme um sie und gab ihr einen Kuß. "Jedenfalls nicht, solange irgendwelche Schlangen in der Nähe sind. Gegen die Viecher habe ich zur Zeit was."
"Ich bin auch nicht auf eine neuerliche Bekanntschaft mit ihnen aus, meine Nerven sind in den letzten Stunden zur genüge strapaziert worden. Und das alles nur, weil du einfach so in die Höhle marschiert bist und all meine Warnungen überhört hast", meinte sie.
"Ach, eigentlich könnten wir ja doch ein wenig den Planeten erforschen, schließlich bist du ja an meiner seite und kannst mich retten."
"Wer sagt dir, das ich das immer tun würde?"
"Du würdest mich nicht retten? Mich irgendwo hilflos zurücklassen?"
"Willst du es drauf ankommen lassen?"
"Lieber nicht, obwohl meine Neugier mich umbringt."
"Ach Liebster!" Sie umarmte ihn. "Ich würde bestimmt nicht zulassen, daß dir etwas passiert."
"Ja?" Seine Stimme klang ernst und sie beide wußten nur zu gut, was er meinte. "Du kennst mich, Chakotay, das war etwas anderes. Glaub mir, gerne habe ich das nicht getan."
"Würdest du es wieder tun?"
"Nein."
"Auch nicht, wenn das hieße, daß du dich gegen die Kazon stellen müßtest."
"Was soll die Frage", fauchte sie.
"Ich will es wissen. Bitte", fügte er hinzu, hielt seine Arme leicht an ihre Schultern gelegt.
"Ich bin eine Cardie, du weißt, daß ich überleben will. Und ich habe, was ich will." Fast alles zumindest, dachte sie.
Chakotay senkte den Kopf. "Was wird nun geschehen?"
"Wir senden morgen ein Notsignal und warten ab."
"Das meine ich nicht."
"Ich weiß." Sie schwieg, hielt aber weiter ihre Hände an seine Schultern gelegt. "Wird es für uns eine Zukunft geben?"
"Natürlich", sagte sie sofort. "Unsere Liebe verbindet uns."
Er schluckte. "Würdest du mit mir zusammenleben wollen?"
"Chakotay, ich bin deine Gefährtin, es gibt nichts, was ich lieber täte. Aber ich will frei sein und das bin ich auf der Voyager nicht."
"Aber du wärst dort sicher."
"Das bin ich auch bei den Kazon. Außerdem bin ich eine Kämpferin, ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen."
"Das weiß ich ja auch." Er sah ihr in die Augen. "Aber was ist mit unserem Kind?" "Es wird noch einige Monate dauern, bis dahin werden wir schon noch eine Entscheidung treffen." Sie beugte sich vor und küßte ihn flüchtig. "Und nun laß uns nicht mehr davon reden."
Chakotay nickte. "Bleiben wir heute nacht hier oder gehen wir zur Höhle zurück?" "Mir ist es egal, hier müssen wir die Luke offen lassen, um Luft zu bekommen und es wird ganz schön dunkel, da wir die Energie noch nicht nutzen können."
"Icvh glaube, ich habe mich inzwischen ganz gut an die Höhle gewöhnt. Außerdem siehst du in dem Licht der Doppelsonne noch schöner aus."
"Was dir so alles auffällt..."
Er nickte und küßte sie, nahm dann wieder ihre Hand, um zur Höhle zurückzuschlendern.
Sie aßen den Rest der Früchte, redeten über belanglose Dinge und zogen sich dann in die Höhle zurück.
Chakotay lächelte seine Geliebte munter an. "Wir können noch ein wenig spazieren gehen, die Hitze hat nachgelassen."
"Schon, aber du solltest dich jetzt ausruhen, ich habe keine Ahnung, welche Nachwirkungen das Gift hat."
Er seufzte. "Aye Captain Seska, wie du befiehlst."
Sie knuffte ihn in die Seite. "Sei lieber nicht so frech."
"Wieso, würdest du mich etwa wegen einer Bemerkung einsperren und auf Wasser und Brot setzen?"
"Brot, mein Lieber, haben wir nicht. Im übrigen kenne ich ganz andere Methoden dich zum Schweigen zu bringen." Bevor er etwas sagen konnte, schlang sie die Arme um ihn und küßte ihn leidenschaftlich.
"He, sagtest du nicht eben, ich solle mich ausruhen", neckte er sie.
"Und hast du mir nicht versichert, daß du wieder völlig in Ordnung bist", erwiderte sie und küßte ihn erneut.
Chakotay protestierte nicht, das einzige, was er ihr nun zuflüsterte, waren sanfte Liebeserklärungen.

Das in die Höhle einfallende Licht war nur schwach, doch Chakotays Augen hatten sich gut an die Dunkelheit gewöhnt. In seinen Armen, den Kopf an seine Schulter gebettet, schlief Seska. Ihr langes braunes Haar fiel teilweise über ihr Gesicht, wallte über ihren Rücken und Chakotay wußte, daß sie lächelte. Zärtlich strich er mit den Fingerspitzen über ihre Schultern, spürte, wie sie sich enger an ihn schmiegte.
Er küßte sie zart auf die Stirn, betrachtete sie und konnte kaum glauben, daß er diese wunderschöne Frau wirklich in den Armen hielt. Doch er konnte ihren weichen Körper und ihre Wärme fühlen, sie war wirklich real und doch glaubte er in einem Traum gefangen zu sein.
Trotz allem, was geschehen war, hatte er sich danach gesehnt, wieder mit Seska zusammen zu sein, doch er wußte nur zu gut, welche Probleme ihn erwarteten. Hier waren sie allein, ohne Janeway, die Voyager, Culluh und die Kazon, hier war es einfach, sich zu lieben.
Doch so wie die Voyager oder die Kazon hier eintrafen, wäre es vorbei mit der Harmonie, dann würden sie wieder auf verschiedenen Seiten stehen, bereit gegeneinander zu kämpfen.
Kämpfen? Seska kämpfte darum, die Voyager zu übernehmen, aber Captain Janeway würde bestimmt nicht gegen Seska kämpfen, sie hatte schon versucht, mit ihr zu verhandeln, eine Allianz mit den Kazon zu treffen. Ein nicht unerheblicher Grund, der Seska schützte, war ihr ungeborenes Kind - und das wußte Seska ebenfalls. Chakotay seufzte innerlich, in einigen Monaten würde Seska ein Kind zur Welt bringen - ihr gemeinsames Kind - und das allein war schon Grund genug, mit ihr zusammenleben zu wollen. Selbst wenn sie es schafften, einen Friedensvertrag mit den Kazon herzustellen, würde Seska bei ihm leben wollen?
Zwar erschien sie ihm nun ruhiger und beherrschter, doch Chakotay wußte, daß Seska immer nur das tat, was sie selbst wollte, sie ließ sich zu nichts zwingen, genoß ihre Freiheit und Unabhängigkeit. Auf dem Kazonship besaß sie großen Einfluß und viel Macht und Chakotay bezweifelte, daß sie das so einfach aufgeben würde.
Er spürte, wie sich bei diesen Gedanken sein Herz verkrampfte, als griffe eine eiskalte Hand danach. Am liebsten hätte er Seska nun fest an sich gedrückt, doch er wollte sie nicht aufwecken, also strich er nur weiter zärtlich über ihre Schultern und ihren Rücken, bis er selbst irgendwann einschlief.

Seska hatte vorgeschlagen den Tag mit einem Spaziergang zu beginnen und Chakotay war sofort darauf eingegangen. Nun schlenderten sie langsam durch die Gegend und Seska pflückte Obst für das Frühstück, das sie dann Chakotay in die Hand drückte. "Haben wir nicht bald genug?" Er hob seine Arme etwas. "Ich komme mir schon vor wie ein Packesel."
Seska lachte und legte auf den bereits in seinen Händen ruhenden Früchteberg noch einige Feigen. "Du hast mir eben noch gesagt, daß du großen Hunger hast, also sei still!" "Ich konnte ja nicht ahnen, daß ich dann zu deinem Sklaven werde."
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn, darauf bedacht, die Früchte nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, die bereits bedrohlich schwankten. "Ich glaube, wir haben jetzt wirklich genug Obst. Komm, gehen wir zur Quelle."
Er folgte ihr zu dem Wasserlauf und legte die Früchte vorsichtig ab. "Sag nicht, daß ich jetzt auch noch das alles waschen und schälen muß."
"Wer sollte es denn sonst tun?" Als sie seinen erschrockenen Gesichtsausdruck sah, lachte sie und griff nach einer orangefarbenen Frucht und hielt sie in das Wasser. "Keine Angst, ich helfe dir schon dabei."
"Wie nett." Wassertropfen trafen ihn für diese Bemerkung. "He, ich arbeite doch schon brav und ohne Wiederworte."
"Das will ich dir auch raten." Sie bemühte sich um einen strengen Tonfall, konnte aber das Grinsen auf ihrem Gesicht nicht verbergen.
Gemeinsam hatten sie die Früchte recht schnell fertig und zum Essen setzten sie sich in den Schatten einiger hoher Felsen.
"Es ist herrlich hier", meinte Seska mit einem glücklichen Lächeln.
Chakotay legte einen Arm um ihre Schultern. "Allerdings, aber das liegt vor allem an dir. Ohne dich würde ich nicht mehr leben und selbst wenn ich den Schlangenbiß überlebt hätte, würde ich mich bestimmt zu Tode langweilen."
Sie lehnte sich an ihn. "Ach Chakotay."
Er bemerkte versteckte Trauer in ihrer Stimme und legte seine Arme etwas enger um sie. "Ich liebe dich."
Sie schloß die Augen. "Ich dich auch. Das ist ja das schlimme, ohne diese starken Gefühle wäre alles viel einfacher."
Chakotay wußte nur zu gut, was sie meinte, ihre Liebe verband sie miteinander und ließ ihre Herzen schmerzen, doch es war ein Schmerz den sie beide akzeptierten als Preis für das Glück, daß sie bei dem anderen fanden. Ihre Liebe gab ihnen Kraft und sie vertrauten einander. "Ich bin jetzt sehr glücklich."
Seska lächelte schwach und sah ihn an. "Ich auch. Aber hier liegt nicht unsere Zukunft."
"Ich könnte mir durchaus vorstellen hier allein mit dir zu leben", flüsterte er. "Nein, das wäre nicht gut. Vielleicht wären wir wirklich für einige Zeit glücklich, aber du weißt das unser Schicksal dort liegt, zwischen den Sternen. Wir haben Verpflichtungen, die wir nicht vergessen können."
"Natürlich. Dennoch..."
Seskas schlanke Finger schlossen sich um seine Hand, drückten sie fest. "Ein wenig Zeit haben wir ja noch."
Chakotay drückte seine Wange gegen ihr seidiges Haar, während er sie zärtlich zu streicheln begann. Sie schwiegen nun beide, hielten sich in den Armen und blieben lange Zeit so sitzen.
Es war Seska, die sich schließlich von ihm löste. "Die Energie müßte nun für ein erstes Notsignal reichen. Kommst du mit?"
Chakotay stand auf, nahm wieder ihre Hand und ging neben ihr her.
Seska rief einige Daten auf dem nun wieder funktionierenden Terminal ab, drehte sich dann zu Chakotay um. "Soll ich ein Notsignal senden?"
Er zögerte kurz, nickte dann, beobachtete, wie sie konzentriert einige Schaltflächen berührte. "Wann etwa erreicht das Signal die Voyager?"
"Ob es die Voyager erreicht, weiß ich nicht, es kommt auf die Position des Schiffes an, aber früher oder später wird irgendein Schiff das Signal empfangen, ich habe jetzt auf automatisches Senden gestellt, jede Stunde wird ein erneutes Signal gesendet werden", erklärte sie.
"Genießen wir also noch die Stunden, die uns bleiben und hoffen, daß Janeway vor Culluh den Notruf empfängt."
"Wieso, solange ich bei dir bin, wird dir Culluh schon nichts tun."
"Ich mag Culluh nicht besonders."
In ihren hellen Augen funkelte es amüsiert. "Du bist eifersüchtig? Auf Culluh?"
Er zuckte mit den Schultern. "Ist dieser Gedanke so abwegig?"
Seska gefiel es ausgesprochen gut, daß Chakotay seine Eifersucht zugab, früher auf dem Maquisship hatte er nie auch nur eine Spur davon gehabt. Nun, damals waren sie alle aufeinander angewiesen gewesen, um zu überleben, die Gruppe hatte untereinander tolerant und rücksichtsvoll sein müssen, auf dem kleinen Schiff hatte es keine großen Ausweichmöglichkeiten gegeben. Zwar hatte es einige Männer gegeben, die sehr an Seska interessiert gewesen waren, Tom Paris zum Beispiel, doch sie hatte ihnen stets die kalte Schulter gezeigt. "Ich versichere dir, du hast keinen Grund eifersüchtig zu sein. Culluh hätte den, aber er sieht das anders, irgendwie haben die Kazon eine andere Grundeinstellung."
"Das stimmt allerdings." Chakotay hatte für die Kazon im Allgemeinen und für Culluh im besonderen keine großen Sympathien, der Gedanke, daß Seska zu ihnen zurückkehrte, gefiel ihm gar nicht, doch Seska einfach mit auf die Voyager zu nehmen, sofern Janeways Schiff zuerst eintraf, ging noch weniger. Er konnte Seska lediglich bitten mit ihm zu kommen und hoffen, daß sie ihm freiwillig folgte, er wußte nur zu gut, daß sie sich zu nichts zwingen ließ.
Seska lächelte, nahm Chakotay bei der Hand und trat vor das Shuttle. "Bis das Signal empfangen wird und der Ursprung geortet wird, wird einige Zeit vergehen." Der Indianer schluckte, fast wünschte er, es würde sehr lange dauern, bis sie gefunden würden, doch er wußte, daß Seska recht hatte. Er zwang sich zu lächeln und die verdrängt alle anderen Gedanken, einige wundervolle Stunden mit der Frau, die er liebte, lagen vor ihm.

Es war die Voyager, die zuerst eintraf, zwei Tage nach dem Senden des Notsignals. Captain Kathryn Janeway sprach über den Kommunikator mit ihrem ersten Offizier und ihre Freude darüber, ihn gefunden zu haben, verflog fast sofort, als sie hörte, wer bei ihm war.
"Sollen wir Sie beide an Bord beamen oder wollen sie auf Culluh warten, sein Schiff dürfte in etwa einer Stunde eintreffen", erklärte Janeway.
Chakotay tauschte einen kurzen Blick mit Seska, bevor er antwortete. "Bitte beamen Sie uns an Bord."
Seska griff nach Chakotays Hand, als der Entmaterialisierungseffekt einsetzte. Zwar hatte sie wenig Lust Janeway und dem Rest der Crew zu begegnen, doch eine Konfrontation mit Culluh wollte sie Chakotay nicht unbedingt zumuten. Janeway erwartete sie im Transporterraum und ihr Blick blieb an Chakotays rechter Hand hängen, die noch Spuren von dem Schlangenbiß zeigte. Die blau-grauen Augen der Kommandantin blitzten Seska wütend an. "Was haben Sie jetzt wieder mit ihm angestellt?"
Bevor Seska antworten konnte, sprach Chakotay. "Ich wurde von einer Schlange gebissen und ohne Seska würde ich nun nicht mehr leben. Sie war es auch, die das Notsignal gesendet hat."
Janeway musterte das Pärchen skeptisch, Seska traute sie so ziemlich alles zu, doch sie wußte auch, das die Schöne ihn liebte. "Dann danke ich Ihnen, Seska, ich vermute, Sie möchten mit Culluh sprechen und so schnell wie möglich auf das Kazonship beamen."
"Ich kümmere mich schon darum", sagte Chakotay, woraufhin Janeway den Transporterraum verließ.
"He, guck nicht so betrübt." Seska drückte seine Hand etwas fester. "Du gehst wieder, das macht mich eben traurig."
Seska beugte sich vor und küßte ihn, sah ihm dann in die Augen. "Es ist doch kein Abschied für immer, Liebster, das Kazonship ist immer in der Nähe der Voyager, wie können über Interkom miteinander reden und ich verspreche dir, daß es bis zu unserem nächsten Zusammentreffen sicher nicht lange dauern wird."
Chakotay zog sie an sich. "Paß gut auf dich auf, okay."
"Du auch auf dich."
"Ich liebe dich." Chakotay küßte sie zärtlich. "Die Zeit mit dir auf diesem Planeten war wundervoll."
Sie lächelte. "Denk daran, ich bin in deiner Nähe."
Chakotay blieb noch im Transporterraum, hörte traurig, wie Seska mit Culluh sprach und sah, wie sie kurz darauf entmaterialisierte. Bis zuletzt hatte er gehofft, daß sie bei ihm bleiben würde, doch er wußte, sie würden sich wieder sehen und eines Tages wieder zusammen sein. Instinktiv spürte er, daß dieser Tag gar nicht so weit in der Zukunft lag.

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