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DIE WUNDERBARE WELT DER PHYSIK

Wissenschaftsmagazin Intergalaktisch Brandaktuell

 

TELEFONGLEICHUNGEN ENTDECKT!

 

Madrid, 12. Juni 1998

Wer kennt es nicht? Das Telefon. Unentbehrlicher Wegbegleiter des Menschen der Neuzeit. Dabei manchmal ein sehr nützliches Objekt, oft aber auch Grund für strapazierte Nerven und schwere Depressionen.Sei es, daß man einen wichtigen Anruf verpaßt hat, der daß das Telefon genau so lange klingelt, bis man plitschnaß aus der Dusche eilt, um lediglich das Freizeichen zu hören und man den ganzen Tag über grübelt, wer denn nun der Anrufer gewesen sein kann. Und wie oft wartet man vergebens auf einen heiß ersehnten Anruf, sei es von einer geliebten Frau, von der Eroberung auf der letzten Party und es kommt keiner?
All die Mysterien des Telefonierens, sie wurden nun von einem begabten jungen Chaosphysiker aus Madrid, José Audioables, gelöst und in greifbare Formeln gefaßt. Die Ergebnisse sind, nach einem ersten Blick zu urteilen, sensationell.

Laut José Audioables bilden der Mensch und das Telefon ein ganzheitliches System, wobei alle Systemkomponenten also jeder Mensch und sein eigener Telefonanschluß zusammen interagieren, wobei es zu diversen verblüffenden aber auch wohlbekannten Erscheinungen kommt.
Audioables weist jedem Menschen dabei mehrere Variablen zu die wichtigsten sind u.a.

- der A-Faktor (A steht für Attraktion bzw. Anziehung),
- der K-Faktor (wobei K für Kalamität steht),
- der P-Faktor (wobei P für Peinlichkeit steht),
- der R-Faktor (R wie Repulsiv bzw. Abstoßend),
- der S-Faktor (S steht hier für Spaß)
- und der V-Faktor (V wie Verzweiflung).

Diese Variablen interagieren auch untereinander, beeinflussen sich gegenseitig, bei einem einzelnen Menschen und erst recht auch bei mehreren Menschen. All diese Faktoren sind aber für sich betrachtet wirkungslos, wie Audioables erklärt, sie erhalten ihre Bedeutung erst in Verbund mit einem Telefon.
"Der Mensch besteht aus lauter kleinen Teilchen, aus Atomen, die wiederum aus Protonen und Neutronen und Elektronen bestehen, wobei die Protonen und Neutronen wiederum aus den Quarks zusammengesetzt sind. Doch das sind bei weitem nicht alle Teilchen, die es gibt. Desweiteren gibt es nämlich auch noch virtuelle A, K, P, R, S und V-Teilchen , jene Teilchen, welche die Telefonfaktoren ausmachen, und die jeder Mensch in sich trägt", wie uns Audioables erklärt.

Seine Theorie, die formell betrachtet sehr kompliziert, allgemein betrachtet aber sehr einfach ist, lautet wie folgt:

Die verschiedenen Stimmungen und Lebenslagen des einzelnen Menschen manifestieren sich in den virtuellen Teilchen, welche die Telefonfaktoren ausmachen.Diese Faktoren üben einen Einfluß auf die Elektronen des Telefondrahtes aus, von wo sich diese Faktoren dann gezielt ausbreiten können - bis hin zum anderen Anschluß, wo sich die virtuellen Teilchen wieder kurz manifestieren und den Menschen am anderen Ende der Leitung beeinflussen.
Das Interessante dabei ist: dies ist nicht nur dann der Fall, wenn gerade telefoniert wird, sondern dies geschieht auch, wenn der Hörer aufgelegt ist!

Audioables nannte uns einige Beispiele und Erklärungen seiner Telefongleichungen.

Wer sich z.B. bisher wunderte, warum das Telefon immer genau dann klingelt, wenn man unter der Dusche ist und warum es genau dann aufhört zu klingeln, wenn man sich plitschnaß zum Hörer durchgekämpft hat, der erhält jetzt alle Antworten. Sobald ein Mensch in einer Situation ist, wo ein Anruf sehr ungelegen kommt, erhöht sich nämlich sein K-Faktor, wobei K, wie erwähnt, für Kalamität steht. Dies gilt nicht nur fürs Duschen also, sondern auch für den Anruf der Geliebten beim Kaffekränzchen der Ehefrau (oder umgekehrt), für den Anruf des Chefs am freien Tag usw. Je unangenehmer ein Anruf gerade wäre, um so größer der K-Faktor also. Und der K-Faktor hat einen direkten Einfluß auf den Spaß- bzw- S-Faktor.
Der S-Faktor sorgt bei anderen Menschen dafür, daß sie bei demjenigen anrufen, der einen hohen K-Wert hat. Je näher der so Angerufene dem Telefon kommt, um so geringer wird nun der K-Faktor (wen das verwirrt: der K-Faktor hängt unter anderem auch von der Entfernung vom Telefon ab, je weiter man vom Telefon entfernt ist, um so größer der Wert. Was logisch ist, denn je näher man dem Apparat ist, um so weniger Umstände macht es, den Hörer aufzunehmen...), was schließlich dazu führt, daß auch der S-Faktor am anderen Ende abnimmt, bis der Mensch am anderen Ende der Leitung zum Schluß kommt, daß es (hier im Fall der Dusche) doch nicht so wichtig sei, und wieder auflegt... just dann, wenn man den Hörer in der Hand hält.
Wenn dritte anwesend sind und dann ein Anruf sehr stören würde, kommt zum K-Faktor auch noch der V-Faktor und P-Faktor hinzu, der V-Faktor (der immer größer wird, je näher man dem Telefon kommt) sorgt in dem Fall dafür, daß der Anrufer (also z.B. der Chef, die Schwiegermutter oder der/die Geliebte) am anderen Ende auf jeden Fall so lange klingelt, bis auch abgehoben wird, und der P-Faktor (der um so größer wird, je länger es klingelt) sorgt dann dafür, daß meist von der Person, die am allerwenigsten den Anruf entgegennehmen soll, abgehoben wird.
Wie oft warten einsame Herzen aber auch auf den Anruf eines Menschen, der sie aus ihrer Einsamkeit erlösen soll. Ein recht hoffnungsloses Unterfangen, wie die Telefongleichungen verraten.
Je einsamer ein Mensch, um so größer der V-Faktor (meist kauern solche Menschen direkt am Telefon, den Hörer griffbereit, was den Verzweiflungs-Faktor um ein vielfaches steigert, denn auch der V-Faktor hängt von der Entfernung zum Telefon ab...) und um so größer auch der K-Faktor und der A-Faktor.

Als Faustregel gilt: je mehr man sich nach einem Anruf sehnt, um so größer der A- bzw. Attraktions-Faktor, der dem Telefon förmlich befehlen will, zu klingeln. Doch je mehr man dem Telefon (und somit auch dem Menschen am anderen Ende der Leitung) einen Anruf aufzwingen will, um so größer wird auch der R- bzw. Repulsiv-Faktor im Telefon.
In Kombination mit dem V- und K-Faktor sorgt der A-Faktor letztlich dafür, daß einsame Herzen so gut wie nie angerufen werden, außer von Telefonmarketingleuten, die mit ihren Instinkten die erhöhten V- und K-Faktoren spüren, was bei dieser Sorte Mensch einen erhöhten S-Faktor zum Fall hat, und so für den Anruf sorgt.
Und anstatt des heiß ersehnten Anrufs des/der Angebeteten, ist es nur eine weitere Umfrage am Telefon oder das zehnte Staubsaugerangebot, wenn der Apparat doch mal klingelt.
Wie man aus diesen wenigen Beispielen erahnen kann, sind die Telefongleichungen sehr komplex. Die Mischung aus Quantenmechanik und Chaosphysik ist sehr verquer, um so erstaunlicher aber, daß die Auswirkungen im Alltag jedem bekannt und leicht beobachtbar sind.

Welche Tips aber gibt nun José Audioables für die, die telefonieren wollen, müssen oder bei bestem Willen nicht angerufen werden wollen?
Audioables rät all denen, die unbedingt einen Anruf von der Traumfrau/dem Traummann bekommen wollen, auf keinen Fall den Hörer anzustarren und womöglich noch das Telefon in den Händen zu halten. Der so entstehende gigantische V-Faktor, K-Faktor und A-Faktor hat einen um so größeren S- bzw. R-Faktor am anderen Ende zur Folge.
Audioables rät, am besten bei solchen Gelegenheiten zu duschen. Warum duschen? Nun, wenn man duscht, ist ein Anruf fast sicher (wie die Telefongleichungen eindrucksvoll belegen), in 9 von 10 Fällen wird das natürlich dank des K-Faktors dann ein Anrufer sein, der genau dann auflegt, wenn man am Hörer ankommt. "Mit dem entsprechenden Training aber", wie Audioables schmunzelnd von sich gibt, lernt man es rasch, schneller am Telefon zu sein als das K-Feld abnimmt und so einen verdutzten Anrufer mit akut gestörtem S-Faktor am Hörer zu haben.

Audioables muß es wissen, der 36-jährige Junggeselle wird demnächst Maria Guerrero heiraten, eine 25-jährige Telefonvertreterin aus Barcelona, die bei Audioables anrief, um eine Versicherungspolice zu verkaufen, als er gerade unter der Dusche stand und über ein spezielles Problem der Telefongleichungen nachdachte.
Mehr wollte Audioables in unserem Interview nicht verraten. All die, die wissen wollen, wie man peinliche Anrufe der/des Geliebten oder des Chefs oder der Behörde vermeiden kann, die alle Geheimnisse des Telefonierens kennenlernen wollen, verweist der Theoretiker auf sein Buch "Eine kurze Geschichte des Telefons", das diese Woche in allen Buchhandlungen erscheinen wird. In diesem Werk wird Audioables auch auf Mobiltelefone eingehen.
Wir halten Sie natürlich auf dem laufenden!

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