© der Geschichte: Liane Schwaß. Nicht unerlaubt
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Zuflucht

Du biegst von der Straße ab, fährst den Feldweg entlang in die Dunkelheit. Bald säumen Bäume und dichter werdende Sträucher Deinen Weg. Vom See steigen Nebel auf und der Wind treibt sie in Fetzen über die Felder. Nichts hörst Du als das Summen Deines Motors und hinter diesem gleichmäßigen, monotonen Geräusch scheint es Dir, als ob das Rauschen der Blätter im beginnenden Sturm langsam aber stetig zunehmen würde. Während du Dich mit jedem Meter weiter von der Zivilisation entfernst, beginnst Du über die verschiedenen Arten von Dunkelheit nachzudenken.

Ihre einfachste Form ist das Fehlen von Licht. Leere Dunkelheit, ohne Inhalt und Aussage. Ihr fehlt so sicher jeglicher Inhalt, wie ihr jegliches Licht fehlt. Einfach und neutral dunkel.

Eine weitere Form von Dunkelheit ist Angst. Sie läßt uns zitternden Herzens nach der Leere zurücksehnen. Die Dämonen unserer Gedanken erwachen zum Leben, lassen sich nicht länger in die Schranken des Verstandes zwingen. Jetzt, wo das Licht – Heimat der Vernunft – vor dem Dunkel unserer Phantasie geflohen ist. Hier, wo abseits der Normalität die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit zerfließen und die Schatten die Gesichter unserer Angst tragen.

Doch wenn der Sturm die Nebel zerreißt, siehst Du ein Licht, das sich – flackernd zwar, aber unverkennbar Hoffnung spendend - auf der kräuselnden Schwärze des Sees spiegelt. Dort warte ich auf Dich und Du weißt, daß die dritte Form der Dunkelheit Geborgenheit ist.

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