© der Geschichte: Elken Schlüfter. Nicht unerlaubt
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Reaktionen

Teil 1

Die Tasse

Urlaub. Das was sich bei ihr Urlaub nannte und - Zeit zum nachdenken. Ihre Mutter fiel ihr wieder ein. Ein Trauma!

Das Kind muss repariert werden, so könnte man das bezeichnen, was Jahrzehntelang versucht wurde. Von einem Arzt zum nächsten, von Frauen die Besprachen, über Psychiater, Psychologen bis hin zur Wahrsagerin.

Aber darum soll es hier jetzt nicht gehen!
Hier ist das Thema reale Krankheit.
Als da wäre, - die eine Geschichte um ihre HIV Infektion.
Sie war schwanger als sie dem Test zustimmte. Absolut nicht in der Annahme das da etwas sein könnte!
Dann bekam sie das Ergebnis: HIV positiv! Ihre Gedanken überschlugen sich. Es war wie ein Hammerschlag.
Nein!!! Das kann nicht sein! Was tun? Ignorieren!
Es war eine scheußliche Situation. Angst? Panik? Sie konnte nicht sagen was sie fühlte!
Was würden die Eltern sagen?
Ihrer Mutter sagte sie es dann zuerst: Äh ja, also ich habe auch dieses Virus - AIDS. Sie beeilte sich zu sagen, dass man es nicht einfach so bekommen könne. Die Mutter, wie immer. Kein Wimpernzucken - nichts!
Wenn wenigstens irgendeine Reaktion gekommen wäre auf die man hätte eingehen können!
Es war nichts Neues. Ihren Drogenkonsum hatte sie genau auf die gleiche Art geschluckt.

Eine Woche später. Sie kam zu Besuch. Wie immer, wollte sie etwas Kaffeewasser aufsetzen.
Da eröffnete ihr die Mutter, dass sie ihr einen Kaffeepot gekauft hatte. "So einem wolltest Du doch immer, Du trinkst doch nicht gerne aus den kleinen Servicetassen."
Nach dem sie sich vom ersten Schock über den so "perfekt gewählten Zeitpunkt" erholt hatte, fing sie an zu schreien!
Mutter wieder: die Ruhe in Person. Unverständnis über die Reaktion der Tochter.
Das, was sie bis jetzt nur vom lesen kannte, bekam sie jetzt hautnah zu spüren.
Das Stigma. Sie fühlte sich wie die Seuche in persona. Sie wusste selbst schon nicht mehr was sie anfassen konnte.


Aber, warum die Tasse dann noch nach benutzen gleich in Essig eingeweicht werden musste?

2. Teil

Na, dann geh mal und erzähl das Vati.
Vati. Au, au! Wie soll sie ihm das sagen? Diese Geschichte?
Sie ging in sein Zimmer, was eigentlich ein Wohnzimmer sein sollte aber unter seinem Beschlag war.
Stockend näherte sie sich dem alten, am Schreibtisch arbeitenden Mann.
In immer noch hinreichender Entfernung blieb sie stehen. Unwirsch sah er auf: Was ist? Wobei seine Gesichtszüge denen einer Bulldogge ähnelten.
Ja. Also, Du weißt doch von diesem Virus, - und schnell weiter redend, ja, also ich habe das auch. Es ist aber nicht so schlimm....
Was dann kam, hatte sie so nicht erwartet, eher schon einen Wutanfall.
Aber er sagte: Das ist ja schön, dann kann ich das ja gleich den Nachbarn erzählen.
Nun war sie gänzlich durcheinander.
Nachbarn, - hatten ihren Vater noch nie interessiert!
Sie verließ still schweigend das Zimmer.
Nur ruhig bleiben!
Das kann er nicht wirklich gemeint haben!
Er ist eben doch schon alt geworden, so beruhigte sie sich. Es war ihr nur nie so richtig aufgefallen, so entschuldigte sie diese Reaktion ihres Vaters.

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