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Ein Niemand im Niemandsland

Gerne wäre ich ein Niemand im Niemandsland: ein Mensch ohne Identität, ohne Vergangenheit. Ohne dieses Leben: dieses Leben, was ich führe. Eigentlich bin ich ein Niemand im Niemandsland. Oder...? Wie gerne würde ich dieses Leben - mein Leben, was ich - - ja, wie nenne ich es - - kann man sagen:
lebe?...ich weiß es nicht. Ich weiß nichts. Meine Gedanken sind verhangen. Traurigkeit ist mein Begleiter in Gesellschaft von Unverständnis der letzten Jahre: rückblickend auf die letzten Monate, die für mich eine Befreiung waren - eine Befreiung von was?...ich sehe mich auf einem Bahnhof. Ein Trenchcoat an. Der Wind pfeift mir durch mein Haar. Hinter mir liegt das, was ich zurücklasse: etwas, was ich vergessen werde? Was mich prägte? Das mir den Glauben nahm an etwas, an das ich meinte, zu glauben? Aber habe ich nicht, wenn das alles so ist, diesen Glauben niemals besessen? Ich weiß es nicht.Ich warte auf den Zug. Egal wohin.
Hauptsache weg: von hier? von mir? Begebe ich mich auf die Flucht vor mir selbst ? Ich glaube ja. Aber damit ist niemandem geholfen. oder helfe ich mir damit? Gebe ich etwas auf, was ich nicht habe? was es nicht gibt? was ein Mythos ist? und für mich immer bleiben wird? Fragen ohne Antwort.Ein Streben nach etwas Neuem - daß ich mich selbst erneuere? Aber wie?

Kein Mensch hört mir zu. so habe ich zumindest das Gefühl. Die Menschen hören dem anderen nicht zu. Sie hören sich selber gerne reden. Anstatt Dialog: ein Monolog. eine Rede: ohne Aussage. ich spüre eine Leere in mir: eine Kälte. wie verwaistes Land: so ist meine Seele. trübsinnig und leer. nur ein paar Grasbüschel künden von einstigem Leben, was längst gestorben ist: wie Träume, Hoffnungen und Sehnsüchte sterben, wenn man ihnen die Nahrung (die sie brauchen) verspricht, aber sie hungern; warten lässt, bis sie ausgehungert aufgeben und sich zum Sterben niederlegen. Geier warten gierig, sobald Schwäche gezeigt wird, und lecken sich die Schnäbel. picken die Augen zuerst aus, damit ein Wegrennen unmöglich und man orientierungslos herumirrt ...Gibt es eine Zukunft? dann garantiert nicht für mich. Und doch - wünschte ich mir eine. Aber Wünsche kann man viele haben. Aber ob sie erfüllt werden? das weiß ich nicht. Manchmal ist es abhängig von der Bereitschaft des anderen - von dem, was man selber will. Da stellt sich die Frage (die nur positiv zu beantworten wäre): was will ich?

Wenn der Zug kommt, werde ich einsteigen: lasse zurück Menschen, die mir sagen, dass sie mich lieben und Menschen, die mich lieb haben oder - lasse ich nichts und niemanden zurück, dem ich etwas bedeute: aber wer bin ich: wer weiß es, wenn nicht ich? ...da ich sowieso jedem Menschen egal bin?...ich war mir auch sehr lange egal...was hat mich abgehalten, Dinge in meinem bisherigen Leben zu ändern? Warum tat ich es nicht? Es dauerte lange, bis ich frei vom Einfluss von so vielem war und der Preis: der Preis ist meine Flucht? meine Traurigkeit?...der Tod meiner Seele? oder etwas anderes?

Ich möchte von dem Anlass meiner Traurigkeit schreiben...damit ich sie verstehe...ich bin nichts: ein Niemand ...zumindest nicht das, was andere zu sehen meinen in mir: was sehe ich in mir? Einen Menschen, der sich nach Liebe, Verständnis - nach ...ja: nach seinem Leben sehnt? aber wo ist dieses Leben? wann habe ich aufgehört, es zu leben, mein Leben? und wieso hab ich es überhaupt aufgehört zu leben: dieses Leben?

Ich habe Angst...Überwachung meiner Selbst. Darf nicht sagen, was ich denke. durchlaufe bei allem, was ich tue, sage, mache einer Zensur...einer Zensur von oben ..aber wo ist oben? Und wenn ich nicht oben bin dann müsste ich ja ...wo unten sein...oder?
Aber wer legt fest, wo oben oder unten ist? in diesem Falle doch ich.wieso bin ich so negativ mit mir selbst? ist es deswegen, weil ich das Leben anderer lebe? Sie mit roher Gewalt mir nahmen, was mir wichtig war? mir wichtig schien?

Meine Traurigkeit ist: das Vermissen, was zur lieben Gewohnheit geworden ist ...Gewohnheit: ein Wort - negativ, würde man meinen (aber: nein - ich möchte, daß es positiv gesehen wird)...ich habe mich: ich wage es nicht es zu sagen....ehrlich verliebt....die Flammen, die ich längst erloschen glaubte, sind wieder entflammt. Meine Seele rührte sich: aber ich bin (wie gesagt) ein Niemand. habe kein Anrecht auf etwas eigenes...ohne Kontrolle. ohne Böses. ohne mich wieder mal aufzugeben: mich rechtfertigen zu müssen für das, was ich bin...aber da fängt mein Problem an ....was bin ich ? Ein Mensch, der andere fragt was dieser will vergessend das, was ich selber will?...jemand der nur gibt? ohne selber etwas zu bekommen? ein Mensch der nur blutet, damit andere sich an seinem Blute laben, damit SIE selbst leben...während ich immer mehr sterbe...wartend auf den Tod. wie viel Zeit muss ich noch vergebens warten bis ich ...ja was eigentlich? Vielleicht bin ich ein Mensch ohne Rückgrat. Ohne Identität. Eben Dreck am Schuh von Gott?
damit sich andere selber verwirklichen können muß ich leben...eben: ein Nutzmensch.oder ein ausgenutzter Mensch. wie auch immer...
zurück gelassen: allein das bin ich. eben ein Niemand im Niemandsland.

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