© der Geschichte: Jakob Anderhandt. Nicht unerlaubt
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Nachtgedanken einer jungen Hotelbesitzerin

Wenn ihr wüßtet aber ihr wißt ja nicht
daß es mich überhaupt gibt
von euch kommt hier ja niemand hin
also wißt ihr es nicht
und ich
ich weiß es bald selbst nicht mehr
daß es mich gibt
über dem jahrelangen Wunsch
hier rauszukommen
und den nächtelangen Streitereien mit Vater und Mutter,
die, sagen sie,
was sonst als ihr Leben
für mich geopfert haben,
nein sage ich genau das ist die Lüge
für ein Hotel, ein Haus.

Aber die leicht speckigen Vertreter,
die hier jeden Mittwoch oder Donnerstag vorbeikommen,
die wissen sehr genau
und der Fettwanst von der Feuerwehr
mit seinen Sicherheitsbestimmungen
der weiß auch
ja lacht nur oder gähnt
wann glaubt ihr spielt das, na
nein falsch, heute
ich weiß Bildzeitung
oder höchstens zwölf Sekunden sitcom
dann haut doch ab ins nächste Programm

ja wenn ihr wüßtet was das heißt aber ihr wißt nicht
siebenundzwanzig und
hiergeblieben und verkauft wird nicht,
recht
recht habt ihr trotzdem
auch das noch
ich frag' mich ja selber welcher Sadist
sich das ausgedacht hat
siebenundzwanzig Jahre und
einfach nicht umschalten können.

ja und Mama ist sich mit ihren Herzattacken
jetzt noch viel sicherer als früher
Rache und Vergeltung kommen bestimmt
den fünften Monat bei uns die Zeugen Jehovas
mal was anderes als Independence Day
und Papas vierter Rückfall
na wo glaubt ihr spielt das

und wenn ihr wirklich so frei flexibel
mobil und weltgewandt seid
wie schließlich alle heute
dann sagt mir gefälligst auch
wozu das gut ist
dieses Experiment
ich
eingeschraubt wie ein Versuchstier
in euer zwanzigstes Jahrhundert
der unbegrenzten Möglichkeiten.

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