© der Geschichte: Ulrike Schilling. Nicht unerlaubt
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Die Jacobs Light Frau

Sie langweilt sich. Ein bisschen. Ihre feingliedrigen Hände streichen sanft über die vom Scheinwerferlicht bestrahlten Blumen, die ihrer Wohnung das Besondere geben. Belebte Natur in Kanariengelb. Ein Exotarium an Gewöhnlichkeit. Ein Alltagsschaukasten, völlig hingegeben an den Betrachter.
Gedankenverloren hängt sie Erinnerungen nach- wie Spaghettis an der Wand.
Sie waren eingeschlossen im Möbelhaus. Skulpturen. Im Spiegel. Gebrochene Schatten. Die Ungeduld zeichnet rosige Wangen. Neugierige Augen. Eine terracotta-orange-farbene Schüssel, die der Vorstellungskraft bedarf. Was könnte man hinzufügen? Dampfende Suppen von Weihrauch, geheimnisvoller Nebel. Ein gekipptes Fenster im Windschatten. Sie setzt sich an den eicheknirschenden Tisch. Er riecht frisch geschaffen von einem Schreiner. Sägemehl wie Parmesankäse. Toskanisches Licht, das auf die Holzfrüchte fällt. Ihre Arme sind schlank und geschickt. Als würden sie runde Lampen halten wie Glaskugeln. Der Teppich hat ein welliges Muster- wie aneinandergehäkelte Gnocchis. Sie gehen umeinander an Säulen vorbei und schauen. Denn es klingelt. Es schnackelt. Es knistert. Die Tür ist raschgeöffnet. Genauso wie die Reißverschlüsse der Kleider. Hingegossen wie Wachs, der Teppich wurde betreten wie Neuschnee, und man sieht noch die Spuren. Zweier Liebesuchender. Zurück in die Außenwelt. Für kurze Zeit hatten sie eine Zuflucht. Als sie nach draußen treten, singen die Vögel, ohne wie Holz vom Himmel zu fallen.

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