© der Geschichte: Stephan Sigg. Nicht unerlaubt
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Blätter segeln...

Blätter segeln in den Pool, tanzen auf der trüben Wasserfläche.
Keine Zeit mehr verlieren, seufze ich und betrachte mein verzerrtes Spiegelbild.
Ich knöpfe meinen Mantel zu und schau zum Himmel, wo weisse Flecken hastig vorüberziehen.
Genau wie du, wortlos aus dem Staub gemacht.
Meine Füsse rascheln im Laub, sinken ein in Blättermassen.

Aus der Ferne Zuggeräusch, das Rattern alter Schienen. Vergangenheit lächelt in mein Gesicht. Ich schliesse erschrocken die Augen.
Dämmerlicht, spüre wie der Abend auf meine Seele fällt. Nieselregen, der das Gras benetzt. Ich fröstle, friere durch und durch.
Vorbei das Sommerlicht, das Flanieren auf dem Boulevard. Vorbei das Blumenmeer im Vorgarten, ausgelebt, abgestorben. Nur noch die Nebelwand, das Grau, das ans Fenster klopft. Ich lausche die Stille und denk an gestern. An Cocktails auf der Terrasse, Sprünge in den Pool. Wie ausgelöscht von kalten Nebelschwaden, die meine Beine streicheln als wollten sie mich verführen.

Blätter segeln in den Pool, in mein Gesicht. Auf braunes Gras. Um zu versinken in der Ewigkeit. Im Nichts.
Kälte krallt sich an mir fest. Wünschte eine Böe würde durch mich hindurch fahren, berauschen und emporheben. Herbstwind im goldnen Licht statt totes Grau, das seine Fesseln um mich legt, stumm, fast unbemerkt.

Dreh mich um und lauf ins Licht. Mit immer schnelleren Schritten davon. Meine Füsse schwer, leer der Kopf.
Nichts mehr da von Gestern. Weggefegt dein Parfümduft von peitschenden Stürmen, hilflos ertrunken in Betonregenpfützen.
Ich könnte schreien. Laut rufen, doch die Stimme fehlt. Wie zugeschnürt die Kehle. Wie weggesperrt die Worte. Hinter der grauen Wand.

Ich schliesse die Tür und starre nach draussen.
Büsche, die sich wiegen. Blätter, die sich heben und senken, segeln. Mit dem letzten Bunt. Den letzten Farben. Ausgelaugtes Rot, ertränktes Gelb, verblasste Konturen. Bäume, die mir nackt entgegenstarren. Direkt, mahnend. Blätter, die unaufhaltsam grau und schwarz werden.

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