© der Lyrik: Andrea Tillmanns.

It's me

Als Kind, da wollt' ich Cowboy werden,
ein richtig harter, cooler Mann,
und reiten auf den schnellsten Pferden -
doch diese Masche kam nicht an.

Später dann besann ich mich,
daß ich wohl doch ein Mädchen war,
erster Lippenstift, heimlich,
erste Schleifen im wilden Haar.

Alte Kumpel schnell verloren,
Freundinnen nur langsam entdeckt,
und noch immer dieses Rumoren
im Bauch, wenn ich mich selbst versteckt.

Dann erste Schritte auf glattem Parkett,
Samba und Walzer in starken Armen,
wer Frau sein will, der lächelt nett,
Männerblick kennt kein Erbarmen.

Oft gerannt zu teuren Friseuren,
Schminke für das restliche Geld,
niemand will zu einer gehören,
die zu weit vom Stamme fällt.

Dennoch Eigensinn gezeigt,
nicht jede Mode mitgemacht,
nie vor anderen geneigt,
gern getan, was manche belacht.

Und immer wieder aufgegeben,
immer neue Stile probiert
auf der Suche nach dem Leben,
das andere scheinbar geführt.

Mut und Stärke nie besessen,
Bewunderung nur selten gekannt.
Meistens viel zu viel gegessen,
was doch den Hunger nicht gebannt.

Klein und zierlich nie gewesen,
wohl darum nie von einem beschützt.
Schließlich andere Bücher gelesen,
zu lernen, was im Leben nützt.

Erst spät das erste Kleid getragen,
doch auch als Frau genauso verletzt.
Schließlich wieder Hemden mit Kragen,
kurz das Haar, die Hosen zerfetzt.

Dann endlich eine andere Stadt,
vielleicht gefunden, was lange gesucht,
vor dem Mund nur selten ein Blatt,
Vergangenheit mit Freuden verflucht.

Endlich Menschen, die nicht gestört,
was ich getragen und gesagt.
Manche, die mir zugehört,
und Antworten, wo ich gefragt.

Doch immer noch nicht ganz vergessen,
welcher Hunger in mir gebrannt,
stets an anderen gemessen,
und mich doch nie wirklich erkannt.

Auf der Suche, immer noch,
nach einem tief verborg'nen Sinn.
Zu viele falsche Wege, doch
zieht's mich wohl grad' zu diesen hin.

Wie viele Muster schon probiert,
in wieviel Formen goß ich mich -
und immer noch nicht ganz kapiert,
ich bleibe dennoch stets nur ich.

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