© der Lyrik: 2000 Frank Reinhard, Bremen

Zur Wahrheit hin

Aus dunklen Gebärden herausfallend, zwinge ich
mein Gesicht in die Schale aus Worten.
Die Finger werden in lüsterne Augen gebohrt. So verbringe ich
meine Gedanken an sprachlosen Orten,

wo mir Erwiderung zufällt, zuletzt noch Erwiderung, Zeichen um
Zeichen, blind, zischend, Säure in Flaschen.
Wie Hände, nicht fühlend, nicht fassend, und reichen zum
Himmel hinauf, offne Hände, und überraschen,

nach oben geöffnet, den Luftstrom, den wartenden Gegenwind.
So greife ich zwischen die Wolken, in harte Geräusche,
und fange mir Stimmen, säuselnde, die wie ein Regen sind,
und fange sie, halte sie nicht, sondern täusche

die dunkle Gebärde, mit der sie herabfallen, schaue nur,
werde in Nächten von federnden Worten gerufen,
schärfe die Sehnsucht am Anblick von Frauen und baue zur
Wahrheit hin, aufwärts, gelogene Stufen.

zurück