© der Lyrik: Petra Alice Berg.

Ich bin...

Ich bin der Regentau, der deine Füße netzt mit tausend kühlen Küssen,
wenn barfuß du das Gras durchschreitetst. Von jedem Halme lös' ich mich,
dich zu liebkosen.

Ich bin das Metronom, das deinen Herzschlag aufgreift, um darin zu schwingen,
der Lerche gleich am frühen Morgen, wenn sie in die Himmel sich jubelnd
aufschwingt, um der Welt zu künden, daß du lebst.

Ich bin der See, der deiner Augen Bläue widerspiegelt, in dem dein Strahl,
mein Sonnenstern, sich tausendfältig bricht. Dein Boot trag' ich , wenn
dich das Fernweh packt.

Ich bin das zarte Wispern jener Bäume, in deren Schatten du am Mittag ruhst.
Und bin der Wind, der unter deine Sehnsuchtsflügel fährt, auf daß die Welt
dir alle ihre Tore öffnet.

Ich bin das All, das dunkel hinter deinen Sternen steht, damit ihr Glanz
darin zur Geltung kommt. Und bin dein Mond, der deine Erde still umkreist,
der deine Wasser an sich zieht und angezogen wird von dir.

Ich bin die Liebe, die dein Schritt erweckt, bin Feuer auch, von deinem Atem
angefacht. Ich bin das Blut, das dich durchpulst und nährt. Und wenn du weinst,
bin ich dein Taschentuch.

Ich bin der Trittstein, der dich heil über den Wildbch führt; ein Glühwurm,
der bei Nacht vor deinen Füßen fliegt, um dir zu leuchten. Und Erde bin ich,
wenn du Wurzel fassen willst.

Ich bin die Decke, die dich winters schützt, der Löffel, der für dich die
Suppe faßt, und bin das Eis, das sommers deine Stirne kühlt. Ich bin dein
Schatten, weil du meine Sonne bist.

Ich bin ein Koffer, voller unerfüllter Träume, von dir vergessen zwischen
Einst und Nirgendwo, so überflüssig wie die Luft, die du gleichwohl zum
Atem brauchst.

Ich bin Vergänglichkeit, damit du ewig bleibst, ich nehme deinen Tod auf
mich - nimm du mein Leben! Und manchmal vielleicht singt mein Herz dir
jenes Lied, das deiner Liebsten du als dein Lied weitergibst...!


20.08.98

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