© der Lyrik: Jakob Anderhandt.

Ballade von Mond und Vergeblichkeit

(1. Str.)   Der Sommer tot, vorm Fenster
liegt die Welt verhangen
die Seele ausgeborgt
die Tage gut gezählt wie auch die stille Weile.
Du siehst hinaus und hast bemerkt
was du schon immer weißt,
daß etwas fehlt.
Und schlüge jetzt die volle Stunde lachtest du
was einer Glocke Klang bedeuten mag:
der Zeiger des Gefühls springt eines vor,
du träumst von einem Wörtchen - Glück.

(Refr. I)   Mond soll dabei sein
und ein spiegelnder Fluß
und zwei sollen eins sein
in einem Kuß.

(2. Str.)   Was fehlte, trieb dich auf die Straße
und ein Stückchen weiter
die nassen Nebel treibt es vor dir her
hast kurz dem toten Sommer eins geflucht
es rauschte Regen, hast geschaut, gesucht
da ein Gesicht, ein Lächeln - kennst sie zwar
doch weißt nicht wer.

(Refr. I)   Mond soll dabei sein
und ein spiegelnder Fluß
und zwei sollen eins sein
in einem Kuß.

(3. Str.)   Ihr hinterherzugehn hat keinen Sinn
"weil Regen fällt", und, weil du stehen bliebst,
weißt du genau: du weißt nicht, wen du liebst,
statt Glück sahst du nur Illusion - an dir vorüber.
Nun denn, wir wollen gütig sein, ihr trefft,
ihr findet euch, nach einer längern Weile.

(Refr. I)   Mond soll dabei sein
und ein spiegelnder Fluß
und zwei sollen eins sein
in einem Kuß.

(4. Str.)   Ihr saht, ihr fandet euch wie immer, euch allein.
Wir wissen nichts von stiller Kaffeewärme,
von kleinen Tassen, Augen, Worten,
vom ersten Abend, erster Nacht, von Stunden,
da kein Regen rauschte, niemand mehr geschaut, gesucht.
Wir wissen nichts, wir bleiben außen vor.

(Refr. I)   Denn nur Mond soll dabei sein
und ein spiegelnder Fluß
und zwei sollen eins sein
in einem Kuß.

(5. Str.)   Wir wissen nichts, und ihr vergeßt dafür die Welt
bei euern kleinen Tassen, euern Augen, Worten.
Die Seelen gehen still im Zimmer um,
und niemand sieht hinein,
und niemand sieht hinaus.

(Refr. II)   Denn die Zeit schmeckt nach Glück
und in einem Spiegel sehen
sich zwei wie eins
was nicht sein kann.

(6. Str.)   Der Sommer tötet sich noch eine Weile
die Tage sind des weitern gut gezählt,
dann bist du einmal auf und ab gegangen
und hast bemerkt, was sie nicht weiß,
daß etwas fehlt.
Und schlüge jetzt die volle Stunde lachtest du
was einer Glocke Klang bedeuten mag:
der Zeiger des Gefühls springt eines vor,
dein Traum von einem Wörtchen wird Gedächtnis.

(Refr. II)   Die Zeit schmeckt nicht mehr nach Glück
und nur in einem Spiegel sehen
sich noch zwei wie eins
was nicht sein kann.

(7. Str.)   Nun denn, wir wollen nochmals gütig sein
das End am Ende kommt nicht allzusehr.
Am Ende seid ihr beide zwar allein,
die Worte, Kaffeetassen und der Spiegel sind zerbrochen,
der Sommer, wie er war, ist tot,
und auch die Tage sind nun leer. Doch
wir wollen gütig sein. Statt euch
das Ende nun den Anfang küßt:
Euch beiden wird der Wunsch nach neuem Traum -
bald träumt ihr wieder, und vermißt!

(Refr. I)   Mond soll dabei sein
und ein spiegelnder Fluß
und zwei sollen eins sein
in einem Kuß.

(8. Str.)   Und schlüge jetzt die volle Stunde lachtest du,
was einer Glocke Klang bedeuten mag:
der Zeiger des Gefühls springt eines vor,

(Refr. II)   denn die Zeit schmeckte ja nach Glück
und in einem Spiegel sahen
(dim.)   sich zwei wie eins...

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