von Thomas Kohlschmidt

Wer hat Angst vor´m schwarzen Mann? Sieben Filme und eine Fernsehserie lang versetzte Freddy Krueger uns in eine Wahnwelt aus Ekel-Träumen und schwarzem Humor. Das Monster mit dem pizza-artig verbrannten Gesicht, dem Hut, dem Streifenpullover und der Klingenhand ist heute eines der berühmtesten Wesen des Horror-Genres. Und es gibt nicht wenig Kenner der Szene die behaupten, Freddy würde einem Monster von Frankenstein, einem Dracula und dem unsterblichen Werwolf in nichts nachstehen.
Wahrlich: Die Geschichte des Freddy Krueger ist eine der bösartigsten und doppelbödigsten, die je im Medium Film erzählt wurde:

Alles begann in Wes Cravens "Nightmare on Elm-Street" ("Nightmare, Mörderische Träume"), der 1984 erschien und heute zu den Klassikern des modernen Horrorfilms zählt. Der Regisseur von so bekannten Werken wie "Das letzte Haus links" und "Hügel der blutigen Augen" war von der Grundidee ausgegangen, daß man im Schlaf angegriffen werden kann, gerade dann also, wenn man besonders entspannt und wehrlos ist. Beim Drehbuch ist er dann auch mit viel Psychologie zur Sache gegangen:
Teenager Tina wird Nacht für Nacht von gräßlichen Alpträumen heimgesucht, in denen sie von einem Mann verfolgt wird, der ein verbranntes Gesicht hat. Der Kerl trägt an der rechten Hand einen Handschuh, an dessen Fingern Rasiermesser befestigt sind. Damit will er sie zerfleischen. Der Angreifer hetzt sie durch eine surreale Welt aus Schatten. Er wächst aus Wänden, greift nach ihr, treibt sie hechelnd durch düstere Industrie- und Kellergänge. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis er sie bekommt.
Tina spricht mit ihren Klassenkameraden und erfährt, daß alle von ähnlichen Träumen gequält werden.
Kurz darauf wird Tina blutüberströmt und total zerschnitten in ihrem Bett aufgefunden. Der Tatverdacht fällt auf ihren Freund Glen, der zuletzt mit ihr zusammen war, aber dieser stirbt in der Gefängniszelle.
Nun wird Nancy, die eine Freundin von Tina war, von dem Killer gejagt. Das Mädchen erkennt, daß der Angreifer Menschen im Schlaf töten kann. Wenn er ihnen seine Klingen durch den Körper jagt, verbluten sie auch in der Realität. Nancy tut nun alles, um wach zu bleiben (Kaffee, Musik, Aufputschmittel). Als sie ihrer Mutter den Täter beschreibt, ist diese entsetzt, denn sie weiß, wer der Mörder aus dem Reich der Träume ist. Und Sie erzählt ihrer Tochter die grausige Wahrheit:
Vor Jahren trieb ein Mann namens Freddy Krueger in der Elm-Street sein Unwesen. Er fing kleine Kinder, schleppte sie in seinen Keller, tötete sie mit einem Rasiermesserhandschuh und verbrannte die Leichen in einem Ofen. Aufgrund eines Verfahrensfehlers mußte der Killer damals vom Gericht wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Daraufhin versammelten sich die Eltern der toten und noch lebenden Elm-Street-Kinder und fingen Freddy. In einem Akt von Lynchjustiz wurde der Kindermörder angezündet und verbrannt. Damit schien alles wieder in Ordnung gewesen zu sein.
Doch nun war Freddy offenbar zurückgekehrt, und er griff die Kinder der Eltern im Schlaf an, die ihn gelyncht hatten (Nancys Mutter war also auch dabei gewesen, und man ahnt plötzlich, warum sie trinkt...). Nancy ist schockiert. Doch dann will sie den Kampf gegen den Untoten aufnehmen.
Sie tritt bewust in die Traumwelt ein um den Klingenmann zu stellen und ihn zu besiegen. Ein groteskes Duell beginnt...

"Nightmare on Elm-Street" ist und bleibt der purste aller Freddy-Filme.
Er hatte noch nicht den schwarzen Humor, der ab "Freddys Revenge" ins Spiel kam, dafür aber war er sehr beängstigend. Man sah den Traum-Mörder kaum, stets drückte er sich im Schatten herum oder huschte so schnell vorbei, daß man seine Fratze mehr ahnte als sah. Gerade diese Flüchtigkeit des Bösen war es, die einem den kalten Schweiß auf die Stirn trieb und auch heute noch treibt.
Außerdem geizte der Film nicht mit ein paar deftigen Gore-Szenen, d.h. es ging sehr blutig-eklig zur Sache, was in späteren Filmen zurückgenommen wurde, um die Altersfreigabe von 18 auf 16 zu senken.
Für Freddy Darsteller Robert Englund ("V") war "Nightmare 1" ein ordendlicher Karrierschub und der Beginn einer jahrelangen lukrativen ´Höllenfahrt´:

Der große Erfolg des Films brachte die Produzenten schon bald dazu, über eine Fortsetzung nachzudenken. Wes Craven hatte aber andere Projekte vor. Er überließ die Idee des Traumkillers Robert Shaye, dem Chef der Firma New Line.
Craven verkannte also das Potential von Freddy und versäumt es, sich die Rechte an seiner Figur zu sichern. Dadurch bekam er von den beachtlichen Einnahmen, die Freddy noch bringen sollte, nichts ab. -
Jack Sholder, Regisseur von ´The Hidden` machte sich daran, die Fortsetzung von "Nightmare on Elm Street" zu verwirklichen. Diese sollte mehr Komik in die Geschichte bringen, mildere Bluteffekte haben und mit einer verbesserten Freddy-Maske daher kommen. Man soll den Killer nun deutlicher zu Gesicht bekommen. Heraus kam "Freddy´s revenge" ("Die Rache"):
Der siebzehnjährige Jess hat furchtbare Alpträume, redet aber nicht mit seinen Eltern darüber. Seine Famile hat erst kürzlich das Haus bezogen, in dem zuvor Nancy mit ihrer Mutter gewohnt hat. Aber er erzählt wenigstens seiner Freundin Lisa davon. Gemeinsam entdecken sie kurz darauf das Tagebuch eines Kindes, das von Freddy Krueger umgebracht worden ist.
In einem neuen Alptraum trifft Jess den Killer im Keller. Dieser übergibt dem Jungen seinen Klingenhandschuh und bittet ihn, für ihn in der Realwelt zu morden. Freddy will auf diese Weise alle Elm-Street-Kinder töten und deren Eltern dadurch bestrafen.
Jess wird mehr und mehr von Freddy heimgesucht, und der Untote übernimmt die Kontrolle über seinen Körper. Auf einer Fete, die Lisa organisiert hat, taucht Jess/Freddy auf und beginnt zu metzeln. Lisa beschließt, mit der Liebe für Jess gegen Freddys Hass zu kämpfen. Es gelingt ihr, den jungen Mann zu befreien, aber Freddy ist zäh...

Dieser Streifen wurde von den Fans gemischt aufgenommen. Einige Ideen waren sehr spektakulär (z.B. die Sequenz im Schulbus, mit Freddy als Fahrer oder die Szene, in der Freddy aus einem Menschen herauswächst und sich dessen Haut nachher wie einen lästigen Mantel abstreift). Andere waren albern und milderten den Horror zu plattem Slapstick (Ein ´Höllenhund´ im Kraftwerk wirkte z.B. lächerlich).
Und es war einfach nicht mehr das Traum-Monster Freddy, wenn der Schlitzer in die reale Welt vorstößt. Besser war es, er holte seine Opfer in die Träume.

Trotz dieser Mängel wurde "Freddy´s revenge" am Halloween-Wochenende 1985 in den USA gleich ein Riesen-Erfolg. Wen wundert es also, daß Robert Shaye sofort daran ging, den dritten Teil auf die Beine zu stellen und von nun an anpeilte, jedes Jahr einen Freddy-Film ins Rennen zu schicken, solang der Schlitzer ´in´ war.
Diesmal übernahm Chuck Russel (´The Blob´) die Projekt-Leitung. Wes Craven hatte sich über den zweiten Teil geärgert, weil man dort die Figur Freddy ´nicht verstanden hatte´. Bei Teil Drei schaute er zumindestens über die Schulter der Macher und arbeitete am Drehbuch mit. Aber der Stil von "Freddy 3: Dream Warriors" lag näher am ironisch-sarkastischen Teil 2, als an Cravens dunklem Original.
Man milderte die Bluteffekte weiter ab, indem man sie mit schwarzem Humor vermischt präsentierte. Freddy wurde zum zynischen Sprücheklopfer. Dafür waren die Morde nun noch bizarrer und die Traumsequenzen ausgedehnter. Für die Zuschauer wurde die Grenze zwischen ´dem, was wirklich passiert´ und dem ´was die Helden träumen´ weiter aufgelöst, was sehr aufregend und beunruhigend wirkte. An was konnte man sich noch halten? -
Das hieß natürlich auch, daß die Spezialeffekte-Macher voll gefordert wurden. In "Dream-Warriors" werden z.B. menschliche Marionetten an ihren eigenen Sehnen bewegt, Gesichter wachsen aus Freddys Brust, und Freddys lebendes Skelett wird bekämpft, das sich in einer bravoriösen Sequenz als äußerst penetrant erweist.

Die Story von Teil 3 ist herrlich abgründig:
Nancy, die Heldin aus Teil 1, ist Psychiaterin geworden (wen wundert´s nach all den traumatischen Erlebnissen...). Sie arbeitet in einer Nervenheil-Anstalt für Jugendliche. Dort häufen sich die Fälle, in denen junge Leute von einem dunklen Kerl mit Klingenhandschuh träumen. Während die übrigen Ärzte in den Träumen Wahnphantasien gestörter Patienten sehen, erkennt Nancy, daß Freddy Krueger zurückgekehrt ist. Während ihre ´seriösen´ Kollegen nur den Kopf über die junge Frau schütteln, gelingt es dieser, das Vertrauen einer Gruppe von Teenagern zu gewinnen und sich mit ihnen zu verbünden. Sie wollen gemeinsam mit Hypnose und der Kraft ihrer eigenen Träume gegen das Monster vorgehen.
Freddy spielt derweil ´10 kleine Negerlein´ und killt einen Jugendlichen nach dem anderen in grotesken Szenarien, die deren Ur-Ängste übersteigern. Jedem seine persönliche Hölle!
Nancy gelingt es zusammen mit einem befreundeten Arzt und ihrem Vater, mehr über Freddy zu erfahren: Die Leiche des Kindermörders wurde nach dem Lynchakt durch die Elm Street-Eltern im Kofferraum eines Schrottplatz-Autos versteckt. Und noch etwas Erstaunliches kommt heraus: Freddy ist der uneheliche Sohn einer Nonne, die Amanda Krueger hieß und nach Freddys Geburt Selbstmord gemacht hat. Amandas ruheloser Geist sucht Nancy unvermutet auf und sagt ihr, man solle Freddys irdischen Reste in geweihter Erde bestatten. Dann käme er endlich zur Ruhe und sie selbst mit ihm.
Und während Nancy mit den verbliebenen Kids in Freddys Traum-Arena steigt, suchen ihr Arzt-Freund und ihr Vater Freddys Gebeine auf dem Schrottplatz auf und versuchen die Knochen zu bestatten. Leider wehrt Freddy sich...

Dieser Film stieß nun unmißverständlich zu der Kernaussage der anarchistischen Freddy-Serie vor: Das Gute (Freddy´s Mutter) bringt das Böse zur Welt. Das Böse tut Böses (Kindermorde), ihm widerfährt Böses (die Lynchrache der Eltern) und es endet nur dann, wenn die Hass-Kette in einem Akt der Gnade (Begräbnis der Knochen in geweihter Erde) durchbrochen wird. Erst wenn Freddys ermordeter Leib ruht, ruht auch der Geist.
Das war eine klassische Allegorie, wie man sie in vielen Geister-Geschichten findet, in denen ein Untoter erst dann Frieden findet, wenn das Unrecht an ihm aufgedeckt ist. Interessant ist, daß bei Freddy-Filmen das Opfer-Täter-Opfer-Karussel der modernen Psychologie dazukam. Der Täter war Opfer (ungewolltes Kind ohne Mutter), wird Täter (Kindermörder), wird wieder Opfer (wird gelyncht) und bleibt Täter (Traum-Mörder), bis alle Schuld abgetragen ist.
Vielleicht ist Freddy auch deshalb so beliebt geworden. Er war eben nicht einfach nur ein eindimensionaler Killer. In seiner langsam enthüllten Lebens- und Sterbensgeschichte steckte soviel Schmerz, daß man unwillkürlich teilweise Verständnis dafür bekam, warum er so ein verdammter Irrer geworden war. Und die Serie sollte auf dieser Linie noch weitergehen...

Ein Jahr später kehrte Freddy zurück. Am Anfang von "Nightmare on Elm Street 4: Dream Master" pinkelt ein sträunender Hund auf dem Schrottplatz das Weihwasser von Freddys Knochen (was für eine abgedrehte Über-Symbolik, köstlich!).
Und der Klingenmann erwacht erneut.
´Freddy 4´ war ein solide gemachter, allerdings recht genre-typischer Standard-Film. Er hatte ein paar tolle Sequenzen, z.B. die, in der sich eine Fitness-Anhängerin von einem knackigen Modell in eine Küchenschabe (!) verwandelt , oder die, in der Freddy von den vielen durch ihn verschlungenen Seelen zerrissen wird, aber insgesamt bot der Film wenig neues. Die Hintergrundgeschichte um die Tragik des Killers wurde leider nicht weiterentwickelt. Es reihten sich einige spektakuläre Teenager-Tode aneinander und Traum und Wirklichkeit verschwammen in gewohnter Weise: Die Helden gerieten z.B. in eine Traumschleife, an deren Ausgang die Klingenhand lauerte.
Der einzige wirkliche Lichtblick war die Haupt-Figur der Alice (Alice im (Alptraum)-Wunderland). Wie aus dem schüchternen Mädchen eine entschlossene Kämpferin gegen Freddy wurde, das war und ist schon sehenswert. Und wie sie ihn zum Schluß sattmachte, wow! Das war Frauenpower pur!
Alice war am Ende der ´Meister der Träume´, ein Gegenpol zu Freddy. Der Killer war durch den Hass in die Welt gekommen, Alice verschloss das Hasstor durch ihre Liebe und ihren Glauben (Auch gab es wieder das christliche Motiv: Der Endkampf zwischen Alice und Freddy Krueger fand in einer Kirche statt).
Aus heutiger Sicht ist "Nightmare 4" eine Art langer Prolog zum wohl abgefahrensten aller Nightmare-Filme, der Nummer 5!

Im TV ging vorher aber noch eine Serie unter dem Titel "Freddy´s Nightmares´ mit Robert Englund an den Start. Tobe Hopper (´Texas Chainsaw Massacre´) führt Regie beim Pilotfilm, in dem das Gerichtsverfahren gegen Freddy Krueger gezeigt wird, das vor dem Lynchmord durch die Eltern lag. Und Freddys Feuertod ist das grausame Finale. Desweiteren bringt die Serie im Stil von ´Twilight Zone" fantastisch-dunkle Geschichten. Freddy ist dabei der erzählende Gastgeber.

"Das Trauma" - so hieß "Nightmare on Elmstreet 5" bei uns - kam 1989 heraus.
Der Film ist einer der rasantesten, bizzarsten und ungewöhnlichsten Filme, die ich jemals gesehen habe. Er ist ein Kaleidoskop aus Freddy-Motiven, Allegorien, Schwarzem Humor und Ekel. Für Fans ist dieser Film ein Hochgenuß, für alle anderen ein Stück Wahnsinn:

Alice hatte Freddy am Ende von Teil 4 besiegt.
Nun lebt sie zusammen mit ihrem Freund Dan in einer erfüllten Liebesbeziehung. Leider endet das junge Glück, als Dan bei einem sonderbaren Autounfall ums Leben kommt. Kurz darauf erfährt Alice, daß sie von Dan schwanger ist. Plötzlich hat sie wieder Alpträume, und ihre Freunde sterben einer nach dem anderen. Die junge Frau muß voller Entsetzen erkennen, daß Freddy Krueger zurück ist. Aber wie kann das sein? Sie selbst hat doch das Traumtor geschlossen, durch das der Killer mit der Klingenhand in unsere Welt eindringen konnte?
Ihr wird klar, daß Freddy durch die unkontrollierbaren Träume ihres ungeborenen Kindes erweckt wurde. Und das Monster will die Seele des Kindes missbrauchen.
Alice wird fast verrückt vor Angst und Ekel, aber sie stellt sich einmal mehr dem Kinderquäler. Dabei können Teile ihrer eigenen Alpträume von Nutzen sein, die offenbar auch wieder von Amanda Kruegers Geist (Teil 3) beeinflust werden:
Alice selbst ist in der Traumwelt plötzlich Amanda Krueger. Am eigenen Leibe erfährt sie, was vor Jahrzehnten genau geschah: Amanda Krueger kümmerte sich damals als junge Nonne um eine Horde von Geisteskranken,. die man in einem verliesartigen Gefängnis grausam zusammengesperrt hatte. Eines Tages hatten die brutalen Wärter die Gefangenen nicht davon abhalten können, über Amanda Krueger herzufallen. Die Nonne wurde von den Wahnsinnigen mehrfach vergewaltigt. Das Kind dieser Höllennacht war Freddy Krueger, der missgestaltet zur Welt kam. Nach seinem Anblick nahm sich Amanda das Leben. Auch sie wandert seitdem ruhelos, wie ihr Sohn, in unserer Welt.
Alice sucht zusammen mit einer Freundin die Ruine des ehemaligen Irrenhauses auf. Und während sie selbst in einem Labyrinth verzerrter Räume, das an die Bilder von M.C. Escher erinnert, mit Freddy um ihren ungeborenen Sohn kämpft, versucht ihre Freundin Mutter Kruegers sterbliche Überreste zu finden.
Am Ende verschmelzen Mutter und Sohn in doppelter Weise: Amanda Krueger nimmt Freddy wieder in sich auf (Rückgängig gemachte Geburt), und Alice bekommt die Seele ihres Sohnes zurück (Vorbereitung einer Geburt).
Mit dieser Gut-Böse-Symmetrie endete Teil 5. Und das hätte ein befriedigender Abschluß sein können. Hier ist das Thema von Schuld und Sühne bis zuletzt erzählerisch durchgespielt und der Kreis geschlossen worden. Das Vexierbild von Moral und Verbrechen war vollständig erschlossen.
Man hatte verstanden: Freddy war das irre Produkt einer herzlosen und kranken Gesellschaft, deren Brutalität und Herzlosigkeit nun auf sie selbst zurückfiel, bis der Teufelskreis durch tapfere und mutige Herzen durchbrochen wurde.

So war dann der Kult um Freddy am Anfang der 90er Jahre am abflauen. Die Geschichte war zuende, alle Erwartungen erfüllt.
Doch Robert Shaye entschied, es sollte noch einen weiteren, (dann letzten) Film mit dem Klingenmonster geben. "Nightmare on Elm Street 6: Freddy´s Final" wurde gedreht.
Das Magazin Variety kündigte diesen Film in einer Werbeeinlage an: Freddy, der am 2. November 1984 geboren ist, starb am 13. September 1991. Nach sieben Jahren Klingenhand ist Schluß! -
Rachel Ralalay wurde die Regisseurin von Freddy 6 . Sie war nach eigenen Aussagen zwar kein Fan von Horror-Filmen, hatte aber bereits an den fünf Vorgänger-Streifen mitgearbeitet und kannte sich gut mit dem Thema aus.

Folgendes bildete dann den offiziellen Schluß der Saga:
Die junge Psychologin Maggie kümmert sich um Jugendliche, die von Freddy verfolgt werden (Wiederholung der Idee von Teil 3).
Sie selbst ist ebenfalls Opfer von gräßlichen Alpträumen (Hallo, Nancy!)
Mit einigen Jugendlichen fährt sie nach Springwood, zu der Stadt also, in der Freddy mordete und ermordet wurde. Sie betreten das Haus von Freddy und werden nach und nach dezimiert, bis Maggie die tragische Wahrheit erkennt: Sie ist die Tochter von Freddy Krueger. Nur sie kann ihren Vater für immer zerstören.
In traumatischen Sequenzen erlebt man Ausschnitte aus Freddy Kruegers Jugend. So sehen wir z.B., wie sein Pflegevater (Alice Cooper!) ihn im Suff immer wieder prügelt und wie er als Mann seinen ´Hobbykeller´ einrichtet, in dem er später morden wird.
Maggie tötet Freddy schließlich mit seinem eigenen Klingenhandschuh.

Dieser Film war ein echter ´Dran-Hänger´, reine Geschäftemacherei!
Er hatte keinerlei eigene Substanz. Er zitierte die vorigen Filme, kopierte und walzte unnötig aus. Nach den deutlichen Szenen von Teil 5 "Das Trauma" brauchte man keine weiteren Details, um Freddy zu verstehen. Der Prügelvater war schon Übersättigung, die platte Umsetzung all dessen, was vorher elegant angedeutet worden war.
Und das sah man wohl auch bei den Machern so. Teil 6 wurde mit einer 3D-End-Sequenz versehen, einem Relief, in das man eintauchte, sofern man eine entsprechende Brille hatte. Mit diesem Gimmick wollte man einen besonderen Effekt setzen. Schade, daß es kein inhaltlicher, sondern nur ein formaler Knaller war.
Und noch ein Ärgernis: Freddy war plötzlich von bösen Geistern besessen! Bisher dachte man, ´unsterblichen Hass` würde ihn antreiben, nein, nun waren es leibhaftige Dämonen in Schlangenform. Das wäre nicht nötig gewesen.

Nunja, vergessen wir "Freddy´s Final".
Wes Craven selbst hatte noch einmal Erbarmen mit der Fan-Gemeinde und sandte einen echt kultig-ironischen Abgesang auf Freddy Krueger: "Freddy´s New Nightmare".
Der in-offizielle Teil 7 der Saga erzählte eine geniale Geschichte:
Die Freddy-Serie ist längst Geschichte. Da besinnt man sich in Hollywood mehr und mehr auf den Klingenmann. Wes Craven (gespielt von Wes Craven) trommelt einige Stars zusammen (darunter Robert Englung als Robert Englund und Heather ´Nancy´ Langenkamp als Heather Langenkamp) und will einen weiteren Film drehen. Die Stars wollen nicht so recht, und da geschehen in der Filmszene bizarre Morde. Diese tragen die ´Handschrift´ von Freddy.
Heather muß sich mehr und mehr dem Wahnsinn stellen, so wie ihr Alter-Ego Nancy es in `Nightmare 1 + 3` tat.
Schließlich kommt heraus, daß Freddy Krueger wirklich existiert und seit Jahren Gewalt über Wes Craven hat. Dieser wurde gezwungen, die Freddy-Filme zu machen, um das Monster ins wahre Leben der Menschen zu rufen und ihm Macht über unser aller Träume zu geben(!!!). Das Kulturprodukt ´Freddy´ befällt die Welt, das Böse ließ sich selbst erschaffen. Wenn das nicht schrill ist!
Und wieder nimmt die unverwüstliche Heather Langenkamp den Kampf auf, nur diesmal sagt uns der Film, diesmal sei es eine Dokumentation realer Vorgänge in Hollywood und kein Märchen mehr...

"Freddy´s New Nightmare" ist so ziemlich das Genialste und Doppelbödigste, was ich an Kino kenne! Ein Super-Ultra-Kult-Teil!
Wer den Film nicht kennt: Ab in die Videothek! Ein Muß!!!!!

Tja, und so gab es doch noch ein Happy End: Der Vater von Freddy, Wes Craven, hat unseren Traum-Mann würdig zu Grabe getragen, und nicht seine Tochter!
Zwar hörte man in letzter Zeit Gerüchte, die Film-Serie würde fortgesetzt werden - Freddy soll angeblich gegen Jason aus ´Friday, the 13th´ kämpfen - aber dieses marvel-comic-hafte Crossover blieb uns bisher gottlob erspart!
Bitte, bitte: Wenn ihr keine besseren Ideen habt, dann laßt ´Pizzagesicht´ im Jenseits ruhen! Verdient eure Kohle lieber damit, daß ihr den tollen Nummer 1 -Hit der Serie endlich in die Musik-Charts bringt: Das enervierend gemeine Kinderlied der Elm-Street:

"Eins, Zwei, Freddy kommt vorbei...
Drei, Vier, verschließe Deine Tür...
Fünf, Sechs, es holt Dich gleich die Hex´...
Sieben, Acht, es ist gleich Mitternacht...
Neun, Zehn, wirst den Morgen nicht mehr sehn..."

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