"Starship Troopers" (vormals Sternenkrieger)

von Robert A. Heinlein

Das Buch von Heinlein aus dem Jahre 1959 wird auch heute noch sehr kontrovers betrachtet. Die einen halten es für militaristisch, sogar tendentiell faschistoid während andere es für einen ausgezeichneten SF-Roman mit einigen interessanten Gedanken halten.

Wenn man heutzutage den Titel des Buches liest und das Cover betrachtet fällt den meisten wohl sofort der Hollywoodfilm von Paul Verhoeven ein, der vor einigen Jahren im Kino lief. Der Roman hieß vor dem Film in Deutschland auch "Sternenkrieger", erst danach bekam er den amerikanischen Originaltitel "Starship Troopers".

Der Kinofilm - ausgestattet mit ausgezeichneten Effekten - war ein extrem actionlastiger, gewalttätiger Film, der in ganz groben Zügen eine militaristische Gesellschaft mit faschistischen Tendenzen schildert. Das ganze überzeichnet und mit ein wenig Humor versehen.

Der Film jedoch hat nichts mit dem Buch von Heinlein gemein - außer ein paar Namen und der Tatsache, daß es einen Krieg gegen die "Bugs" gibt. Den Roman also anhand des Filmes beurteilen zu wollen ist grundlegend falsch. Wovon handelt der Roman nun?

Starship Troopers schildert aus der Ich-Perspektive den Werdegang des Filippinos Juan Rico in der Mobilen Infanterie der Bundeswehr (nicht zu verwechseln mit der Bundeswehr in Deutschland) einer Weltregierung. Der Roman ist natürlich in der Zukunft angesiedelt und neben den militärischen Erlebnissen von Rico nimmt sich Heinlein auch sehr viel Zeit und Raum, moralische Werte und Vorstellungen zu entwickeln sowie die theoretische Gesellschaft der Zukunft zu schildern.

Die Welt ist eine große Demokratie geworden, nachdem die nationalen Demokratien alter Prägung gegen Ende des 20. Jahrhunderts untergegangen sind. Die Gesellschaft, die Heinlein beschreibt, ist nicht militaristisch, wie manchmal vorgeworfen, oder gar faschistoid. Tatsache ist, daß einige der Moralvorstellungen und auch Gedanken zum Thema Politik, Erziehung und Strafe im Buch nicht politisch korrekt sind und sicherlich Stoff zur Diskussion und zum Nachdenken liefern.

In Heinleins Welt bekommt nur derjenige das Wahlrecht zugesprochen, der freiwillig (Wehrpflicht oder Pflichtdienste anderer Art gibt es nicht) in den Bundesdienst geht. Das kann die Verwaltung sein, in einer Behörde als Beamter oder auch in der Armee (wobei Armeeangehörige ihr Wahlrecht erst nach der Entlassung aus der Armee bekommen) - Armeeangehörige können jeder Zeit aber kündigen. Zwang gibt es dort nicht. Man verliert dann allerdings sein Wahlrecht.

Heinlein thematisiert desweiteren in einer Passage auch Jugendkriminalität und präsentiert seine Art der Lösung: wird ein jugendlicher Straftäter ertappt, wird er zusammen mit seinem Vater (der im Buch für die Erziehung verantwortlich gemacht wird) öffentlicht ausgepeitscht. In Heinleins Gesellschaft gibt es sehr wenig Jugendkriminalität. An anderer Stelle begeht ein Angehöriger der Armee eine Vergewaltigung - er wird zum Tode verurteilt und auf dem Exezierplatz aufgehängt. Natürlich gibt es in Heinleins Gesellschaft auch nur sehr wenige Vergewaltigungen.

Dies aber nun als Rechtfertigung für Gewaltakte zu nehmen ist Unsinn. Heinlein entwickelt eine hypothetische Gesellschaft und sein Held Rico ist Kind dieser Gesellschaft, die Rico für gut und sinnvoll hält. Der Leser muß dem nicht folgen. Das Buch ist ein persönlicher Bericht von Rico, mit all seinen Gedankengängen, basierend auf der hypothetischen Gesellschaft. Der Leser selbst ist gefordert, das Gelesene zu reflektieren und das Buch als das zu nehmen, was es in erster Linie ist: ein Science-Fiction Roman, der eine mögliche Gesellschaft beschreibt und das Leben in der Mobilen Infanterie aus einer persönlichen Perspektive schildert.

Das Leben in der Armee wird zwar von Rico selbst durchaus positiv geschildert, aber gerade durch die detaillierte Beschreibung der extrem harten Ausbildung (die Rico auch als unangenehm empfindet) und den verlustreichen Kampfeinsätzen bekommt der Leser auf diese Weise auch den Schrecken und die Ängste in einem Krieg vermittelt.

Starship Troopers ist ein sehr fesselnd geschriebener Roman, der auf der einen Seite eine sehr straff organisierte und recht wehrhafte und durchsetzungswillige Demokratie der Zukunft beschreibt und auf der anderen Seite Ausbildung, Leben und Kampf in der Mobilen Infanterie zum Thema hat. Einige Gedanken im Roman sind dabei, wie bereits gesagt, alles andere als politisch korrekt, doch sollte man dem Leser so viel Intelligenz zutrauen, daß jeder für sich selbst darüber nachdenken und sich ein Urteil bilden kann.

Nur wer das Buch nicht richtig liest oder partout nicht verstehen will, kann Starship Troopers als Vorwand für Militarismus oder gar Gewalt benutzen. Man muß dabei auch bedenken, daß das Buch ein Produkt des kalten Krieges ist und auch in gewisser Weise den Konflikt USA/UdSSR bzw. den damaligen Umgang der US-Regierung mit der Sowjet-Regierung reflektiert und Kritik daran äußert. Heinlein war mit der Politik Eisenhowers damals nicht einverstanden - das Buch ist also auch Reaktion darauf. Dennoch ist die Thematik im Buch immer noch aktuell. Ist Gewalt in einer Demokratie ein legitimes Mittel? Führt der Verzicht von jeglicher Gewalt (z.B. in Form von härterer Bestrafung von Kriminellen oder auch Gewalt als Mittel der Kindererziehung) zur allmählichen Auflösung und Verfall einer Gesellschaft? Muß eine Demokratie wehrhaft sein? Sollte eine Gesellschaft von ihren Bürgern gewisse freiwillige Pflichten einfordern, bevor man gewisse Rechte zugesprochen bekommt oder sollten die Rechte ohne Kompromisse jedem Menschen zugesprochen werden?

Wer das Buch liest wird zwangsläufig zum Nachdenken aufgefordert, zum Nachdenken, was vielleicht in unserer Gesellschaft besser oder auch schlechter ist als in der von Heinlein entworfenen Fiktion. Und gute Bücher regen zum Nachdenken, zum Diskutieren an. Heinlein hat mit Starship Troopers einen Roman geschrieben, der mit seinen Gedankengängen und Hypothesen nachhaltig wirkt. Wer sich für SF interessiert, sollte das Buch gelesen haben und den Film am besten bei der Lektüre vergessen bzw. das Buch nicht am Film messen.

[geschrieben von Thomas]

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