"ungebeten."

Erzählungen von Barbara Pannes

Hannover: Unser Verlag, 2000.

Monolithisch ist das, was Barbara Pannes erzählt, wobei der Ursprung ihrer Geschichten weit weg zu liegen scheint, so fremd wirken die Dinge und Menschen, wie Einschlüsse in den Splittern eines Kometen, der in unseren Alltag gestürzt ist. Sicher keine Engel, sicher keine Teufel, sondern Gestalten, die hauptsächlich alt wurden in Einsamkeit, in der Fixierung auf sich, und wohl nur deswegen erinnern Pannes' Stadt, Land und Fluß an ein Europa, in dem es seit Jahren regnet und das nach Schimmel riecht wie ein schlecht durchlüfteter Keller.

Ein Serienmörder sammelt in "Die Konsequenz" Hautstückchen von den Kehlen seiner Opfer, um sie getrennt auf einer Brücke, in der Mitte eines Grünstreifens, zu beerdigen. An jenem Morgen, mit dem die Erzählung beginnt, macht er sich auf, um der Gedächtnisstätte eine besondere Reverenz zu erweisen.

"Der Bruch" zwischen einem Paar scheint nur möglich, indem sich die Heldin ihrem Partner ins Lenkrad wirft, um zu einer Fabrikhalle zu gelangen, wo sich beide nackt voreinander ausziehen. "Sie hatten früher im Kino über solche Szenen gelacht." - Ein Tauber hat die Essenz der "Farbe Grün" gefunden.

"Der Irrtum" schildert zuletzt, wie der Selbstmord eines Phantoms dazu führt, daß die Erzählerin sich vom Tod verfolgt fühlt. Ganz am Ende des Bandes dringt ein einziges Mal Licht durch die Wolkendecke. Der Wahn ist gebrochen, das Abseits durchwandert: "Es war vorbei. Und daran würde ich mich gewöhnen müssen."

Pannes' gedrungene Sprache, ihre präzisen Beobachtungen und die subtile Psychologie ihrer Texte tun ein übriges, um anspruchsvoll zu zeigen, wie Leben und Schreiben von Dunkelheit und Härte gekennzeichnet sein müssen, um eine hoffnungsvolle Einheit zu bilden. Der Weg zum Licht ist eben schmal, und für manche mag es an der Zeit sein, ungebetene Geschichten zu lesen.

[geschrieben von Jakob Anderhandt]

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