Der unmögliche Planet

von Philip K. Dick.

Der Heyne Verlag hat im Zuge der Steven Spielberg Verfilmung "Minority Report" mit Tom Cruise eine mehr als 800 Seiten starke Anthologie mit 30 Kurzgeschichten des amerikanischen SF-Autors Philip K. Dick veröffentlicht. Daß die Sammlung mit einem sehr schlichten Cover in der allgemeinen Reihe von Heyne und nicht in der SF-Sparte veröffentlicht wurde, spiegelt das Bemühen des Verlages wider, Dick vom Stigma der "trivialen" SF zu befreien. Ein Problem, das vor allem in Deutschland besteht - SF-Literatur haftet das Aroma der Groschenheftchen an. Völlig zu unrecht. Die Geschichten von Philip K. Dick sind bestes Beispiel dafür.

Hollywood bediente sich bei Dick wie bei kaum einem anderen Autoren. Filme wie "Total Recall - die totale Erinnerung", "Blade Runner", "Vanilla Sky", "The Matrix", "The Truman Show" und natürlich "The Minority Report" bedienen sich mal ganz offen mal auch ohne jegliche Nennung des Ideengebers beim 1982 in Armut gestorbenen Autoren, der seinen späten Ruhm in den 80ern und 90ern nicht mehr erleben konnte.

"Der unmögliche Planet" bietet einen Querschnitt durch alle Schaffensperioden von Dick - von 1953 bis 1981. Der Leser hat so auch die Möglichkeit, die verschiedenen Themenschwerpunkte von Dick und seine Entwicklung als Autor mitzuerleben.

Die Geschichten schwanken zwischen lakonisch skurrilen Episoden, die so absurd sind, daß man sein Schmunzeln nicht unterdrücken kann (z.B. "Ach, als Blobbel hat man's schwer), postnuklearen Alpträumen, die dem Leser rasch den Boden unter den Füßen wegziehen (z.B. "Die Verteidiger"), verstörenden Stories wie "Variante Zwei" (das David Cronenberg als Vorlage für seinen Film "Screamers" verwendete) oder "Der Hochstapler" (das ebenfalls als Filmvorlage diente), die ausloten, was es heißt, menschlich zu sein und Ausflügen in die Randgebiete des Wahnsinns, wie beim konsequent schizophrenen "Verwirrspiel".

Dazu gibt es auch noch Filmvorlagen wie "Der Minderheiten-Bericht" (die Vorlage zu "Minority-Report") und das erstaunlich skurrile "Erinnerungen en gros", das einst als Idee zu "Total Recall" herhalten mußte. Wer mit den Filmbildern im Kopf an diese Geschichten geht, wird etliche große (meist positive) Überraschungen erleben...

Wer mit SF bisher hauptsächlich riesige Raumschiffe und blitzende Laser verknüpfte, wird hier eines besseren belehrt. Dick verdient es allemal, als Autor wahrgenommen zu werden, der seine oft verstörenden Ideen zwar in SF-Gewänder hüllte, aber dabei alles andere als seichte Unterhaltung bieten wollte. Dick hinterfragt die Realität, setzt sich teilweise mit erschreckender Konsequenz mit dem Thema Menschlichkeit auseinander und stellt damit in all seinen Geschichten stets uns selbst und nicht irgendeine phantastische Technik in den Mittelpunkt. Unsere Träume, unsere Ängste und unser Umgang mit der Realität, oder dem was wir dafür halten - das ist der Stoff, aus dem Dicks Geschichten gewoben sind. Und so fordern die Kurzgeschichten den Geist, regen zum Nachdenken an und sind - obwohl teilweise fast 40 Jahre alt - auch heute noch genauso aktuell, vielleicht auch aktueller, als damals.

[geschrieben von Thomas]

 

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