"Miss Daisy und die tote Sopranistin"

von Carola Dunn

Mord in der Oper. Bei ihrem Debüt in der Londoner Albert Hall im Jahr 1923 bricht die Mezzosopranistin Betsy tot auf der Bühne zusammen. Miss Daisy Dalrymple, eine junge Adlinge mit journalistischen Ambitionen, und ihr Freund Alec Flechtcher von Scotland Yard ermitteln - und erweisen sich schnell als findige Experten für komplizierte Künstlerseelen und skandalöse Affären. Aber bis geklärt ist, wer Betsy vergiftete, erleben die beiden so manche bedrohliche Überraschung.

So lautet der Klapptext dieses Kriminalromans.

Miss Daisy ist Unterhaltung pur. Gut geignet für verregnete Sonntage oder was ich damit sagen möchte: Es ist gut gemachte Unterhaltungsliteratur. Nicht weniger, aber doch etwas mehr.

Was mich an diesem Roman faszinierte, ist neben der äußerst sympathischen Heldin, dass genau gezeichnete Bild des Englands in den zwanziger Jahren. Hier sind es Aristrokraten, die als einziges den Skandal fürchten, dienstbare Butler und eine junge Aristrokratin, die Tradition abstreift und selbständig agiert - zur Verwunderung ihrer Mitmenschen.

Eine Menge Klischees werden erfüllt - auch das bleibt nicht verborgen - eine junge Aristrokratin und ein äußerst attraktiver und erfolgreicher Kommissar, die - zu seinem Leidwesen -, den Fall gemeinsam lösen.

Was diesen Roman trotzdem so sympathisch macht, sind die genau gezeichneten Charaktere - die Handlung läuft wie ein gutgemachter Film vor dem geistigen Auge ab. Auch das trägt, wie das genau beschriebene Bild der zwanziger Jahre, dazu bei, den Roman als charmante Unterhaltung zu bezeichnen, die man trotz Klischees nicht so schnell vergißt.

Es war mir ein Vergnügen Miss Daisy.

besprochen von Gabi Scharf

"Miss Daisy und die tote Sopranistin" erschienen bei Rütten & Loening, Berlin GmbH 1998 -
ISBN 3-352-00599-0


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