Blueprint Blaupause

von Charlotte Kerner.

Charlotte Kerners "Blueprint Blaupause" ist als Jugendbuch konzipiert, richtet sich also primär an eine etwas jüngere Leserschaft. Der Roman handelt von der an Multipler Sklerose erkrankten Pianistin Iris, die angesichts der Krankheit den Entschluß faßt, unsterblich zu werden, indem sie sich selber einfach klont.

Die kleine Siri, die anfangs nichts von ihrer Herkunft ahnt, wird von ihrer "Mutter" in den kommenden Jahren als Ersatz großgezogen. Siri soll sozusagen nahtlos in die Fußstapfen der Klonmutter treten und ihre Karriere fortführen.

Doch natürlich kommt es anders. Man kann zwar Körper klonen. Doch wie verhält es sich mit Persönlichkeit und Identität? Und so lauert der Konflikt auch schon an der nächsten Biegung. Als Siri älter wird, erkennt sie die wahre Tragweite ihrer Herkunft und den eigentlichen Grund für ihr Dasein. Nicht "Mutterliebe", sondern allein die Liebe zu sich selbst hat die Pianistin Iris in all den Jahren angetrieben. Siris Aufbegehren gegen das auferlegte Schicksal und damit in gewisser Weise gegen sich selbst beginnt.

"Blueprint Blaupause" nimmt sich des immer wieder aktuellen Themas Klonen an. Nicht erst seit Schaf Dolly weiß man um das große Potential und die Risiken, die hinter der Gentechnik stecken. Charlotte Kerner führt die Entwicklung logisch fort und läßt in ihrer Geschichte einen Menschen klonen. Das Buch ist allerdings dabei nicht als Science Fiction Roman zu verstehen, auch die diversen philosophischen und gesellschaftlichen Aspekte, die das Klonen betreffen, werden nur am Rande erwähnt: was macht Persönlichkeit, Identität und Seele aus? Welchen Einfluß haben die Gene? Wie reagiert die Gesellschaft auf Klone? All diese Themen werden zwar gestreift, aber nicht vertieft. Charlotte Kerner konzentriert sich vielmehr darauf, die Probleme der pubertierenden Siri zu schildern, die sich letztlich wenig von den Problemen anderer Teenager unterscheiden. Allerdings wird es im Roman durch die Klonthematik auf die Spitze getrieben. Doch die Geschichte der ehrgeizigen Mutter, die ihr Kind sozusagen als "Blaupause" oder Ersatz für sich selbst betrachtet und sich darum müht, es eine Karriere machen zu lassen, die das Kind vielleicht gar nicht will, würde auch ohne Klonthema funktionieren. Und so wirkt die Klonproblematik im Roman auf mich etwas blaß. Die Idee hätte Grundlage für weitreichendere Themen sein können.

Nichtsdestotrotz wird das persönliche Dilemma Siris sehr einfühlsam und glaubwürdig geschildert. Und der Leser ist angehalten darüber nachzudenken, wohin die Klontechnik führen wird und wie wir alle damit umgehen werden. Es ist zu fürchten, daß das Buch nicht mehr allzulange Utopie bleiben wird.

Als Jugendbuch ist "Blueprint Blaupause" definitiv eine Empfehlung. Es wurde nicht zu Unrecht mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Ältere Leser können das recht kurze Buch (die eigentliche Geschichte hat nur 177 Seiten) ebenfalls genießen, wer aber tiefer in das Klonthema eintauchen will, ist mit echter SF-Literatur besser bedient.

Das Buch wurde dieses Jahr übrigens verfilmt und wird Anfang Januar 2004 mit Franka Potente in der Hauptrolle ins Kino kommen.

[geschrieben von Thomas]

 

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