"Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär"

von Walter Moers

Walter Moers ist ein sehr vielseitiger Autor - neben seinen respektlosen Kultcomics wie "Das Kleine Arschloch" oder "Adolf - Äch Bän Wiedär Da" hat er mit Käpt'n Blaubär eine sehr liebevolle Figur geschaffen, die seit Jahren nun bereits im Rahmen der Sendung mit der Maus ihre Anekdoten zum Besten gibt.

Mit dem Roman hier legt Moers nun den ersten Teil der Autobiographie von Käpt'n Blaubär vor. Was dabei herauskommt ist ein unglaubliches Fest der Phantasie, der Skurillität und schlicht grandioser Einfälle.

Zwar ist Käpt'n Blaubär auch durchaus für etwas ältere Kinder geeinget, aber Moers liefert viel mehr einen Roman ab, der sich an alle Altersgruppen richtet. Und manche Nuance des Buches wird sich auch nur Erwachsenen erschließen, was nicht heißt, das Kinder nicht ihren großen Spaß mit dem Buch haben werden.

Das Buch beschreibt die ersten 13 ½ Lebensphasen von Käpt'n Blaubär, angefangen damit, daß Blaubär als Säugling auf hoher See ausgesetzt wurde und von den Zwergpiraten aufgelesen wird - ein Volk von Winzlingen, die mit ihren kleinen Schiffen die Meere durchsegeln und als Piraten natürlich andere Schiffe kapern wollen. Bloß daß das noch nie gelungen ist - kein Wunder, da ja die Zwergpiraten, nun ja, kleine Zwerge sind...

Blaubär führt uns nun Kapitelweise durch seine Stationen im Leben und der Leser begleitet ihn durch wundersame Landschaften, er begegnet Geschöpfen, die mal skurril, mal gefährlich sind, immer wieder eingestreut gibt es dazu Auszüge aus dem "Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und seiner Umgebung" von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller (ein Wesen mit sieben Gehirnen, das seine größte Intelligenz in absoluter Dunkelheit entwickelt, daher auch sein Zitat: Wissen ist Nacht), die dem ahnungslosen Leser und Blaubären in vielen Momenten eine passende Erklärung zu den Wesen und Phänomenen Zamoniens liefert, der Phantasiewelt, in der die Geschichte angesiedelt ist.

Ich habe nie zuvor ein Buch gelesen, das auf praktisch jeder Seite ein wahres Feuerwerk an Phantasie versprüht. Das Buch ist kurzweilig, intelligent, liebenswürdig, überaus lustig und durch und durch ein Plädoyer für die Phantasie. Während Michael Ende mit "Die Unendliche Geschichte" so ein Plädoyer für die Phantasie nicht ganz ohne erhobenen Zeigefinger abliefert, kommt Moers völlig ohne solche Hilfmittel aus. Er schwelgt einfach in Phantasie und Erfinderlust, so daß dem Leser der Spaß an der Freude beim Lesen ganz natürlich mitgegeben wird.

Ich kann dieses Buch einfach nur jedem empfehlen: in der heutigen Zeit ist Phantasie manchmal etwas Mangelware, mit Käpt'n Blaubär kann man sie wiederentdecken. Bleibt zu hoffen, daß Moers uns noch weitere Kapitel aus dem Leben von Käpt'n Blaubär bringt. Immerhin hat so ein Blaubär insgesamt 27 Leben...

[geschrieben von Thomas]

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