"Das Avalon Projekt"

von Wolfgang Hohlbein

Wolfgang Hohlbein ist einer der wenigen bekannten und erfolgreichen deutschen Fantasy-Autoren. Er zeichnet sich dabei allem durch eine große Produktivität aus.

Sein Buch "Das Avalon-Projekt" handelt vom mysteriösen Verschwinden einer Ölplattform in der Nordsee. Versicherungsagent Rudger Harm soll die Vorgänge für seine Gesellschaft untersuchen. Vor Ort in der Nordsee ist anstelle der Plattform Avalon 2 die Vorgängerplattform aufgetaucht, die vor Jahren unter mysteriösen Umständen verschwunden ist - wie die Nachfolgerin jetzt.

Was im Buch noch recht mysteriös und vielversprechend beginnt, entwickelt sich dann aber sehr schnell zu einer konfusen, langweiligen, klischeedurchtränkten und unlogischen Geschichte, so daß man sich immer wieder fragt, ob Hohlbein beim Schreiben des Romans überhaupt jemals wußte, was er da so zu Papier bringt.

Hohlbein schreibt routiniert, bei der Schreiberfahrung von ihm sollte man das auch erwarten können. Aber in den Punkten Charakterentwicklung und vor allem Aufbau und Logik der Geschichte versagt er auf ganzer Linie.

Ein Beispiel: die wieder aufgetauchte Plattform Avalon 1 dient als Tor zu einer Feen - und Elfenwelt. Der reiche und mächtige Chef des Ölkonzerns, der die Avalon betreibt, weiß davon - ja viel mehr noch, damals, kurz bevor die erste Plattform verschwand hat er mit einer Elfe (der Elfenkönigin sogar) ein Kind gezeugt. Warum und wieso sich die Frau aus dem Feenreich mit dem Industriemagnaten eingelassen hat damals bleibt völlig unklar. Da der Industriechef mitterweile alt und sterbenskrank ist, will er das Tor zur Feenwelt benutzen, um hinüberzugehen und dort ewiges Leben zu erfahren.

Der Versicherungsagent derweil hetzt im Auftrage des Ölmagnaten das ganze Buch über von einer Verfolgungsjagd zur nächsten, natürlich lernt er dabei die Tochter des Ölmagnaten kennen (und am Ende lieben....), ohne anfangs zu wissen, wer sie ist.

Auf den knapp 650 Seiten des Buches regnet es ununterbrochen und Hohlbein läßt seinen Charakteren und der Geschichte nie die Ruhe, sich zu entwickeln oder einen glaubwürdigen Hintergrund aufzubauen. So soll die Geschichte zu großen Teilen auch in Hamburg spielen - das erfährt der Leser jedoch nur am Rande, weil der Name der Stadt einmal erwähnt wird. Lokalkolorit existiert für Hohlbein nicht.

Statt dessen folgt eine Actionszene der nächsten, eingestreut sind dann immer wieder ein paar mysteriöse Vorfälle, die jedoch vor allem im Angesicht der sehr schlechten Auflösung der Geschichte nur ärgerlich sind.

"Das Avalon-Projekt" ist ein Buch, das nicht mal für einen langweiligen verregneten Nachmittag als Zeitvertreib geeignet ist. Hohlbeins Stil ist zwar flüssig und läßt sich recht gut lesen, die völlig konfuse und unlogische Geschichte, die nie ein festes Standbein erhält, die hohlen und platten Charaktere, die aufgrund der fortwährenden Verfolgungsjagden und Hetze im Dauerregen niemals Gelegenheit bekommen, sich zu entwickeln interessieren einfach nicht - und all das macht das Buch praktisch unlesbar, da es bei all seiner Langeweile vor allem viel zu lang ist. Fast scheint es, als hätte Hohlbein ein gefordertes Seitenvolumen erfüllen müssen. Denn ein Großteil des Buches ist schlicht Füllmaterial und überflüssig.

Das Buch ist deshalb nicht zu empfehlen. Hohlbein sollte vielleicht mal die Frequenz seiner Buchveröffentlichungen verringern und erst Nachdenken, ehe er zu Schreiben beginnt. Beim Avalon-Projekt hat er allen Anschein nach nicht nachgedacht, sondern nur seine Manuskriptseiten vollgeschrieben (bzw. diktiert, da Hohlbein nicht wirklich tippt), damit er sich den nächsten Scheck aufs Konto gutschreiben lassen kann.

[geschrieben von Thomas]

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