Der Älteste Krieger

von Anneliese Wipperling

Für Vulkan leben und sterbenIn barbarischer Vorzeit kauft eine junge Witwe aus Mitleid einen Sklaven frei. „Die Architektin und der Krieger“ tragen mit ihrer Liebe dazu bei, Vulkan endlich Frieden zu bringen ...

T’Liza nutzt „Die Macht der Frauen“ und hilft ihrem Bindungspartner Loren über das Pon Farr... „Alle meine Väter“ nennt der Ah’Maral Madras jene drei Männer, die ihn erschaffen und sein Schicksal vorherbestimmt haben: In ferner Zukunft soll er seine Welt vor Barbarei und Chaos bewahren ...

Molly, die Sekretärin des terranischen Botschafters auf Vulkan, findet heraus, dass ihr neuer Chef schwul ist. Von christlichen Fundamentalisten erzogen, gerät sie in Konflikt mit jahrhundertealten Traditionen der Turuska. „Wer unter euch ohne Sünde ist ...“

Während einer heißen Liebesnacht mit seiner Waffenschwester T’Kuro verliert der ehemalige Ah’Maral-Anführer Loren eine geheimnisvolle Gabe. Verzweifelt sucht er den Tod in der Wüste – doch statt zu sterben, wird er „Der Älteste Krieger“...


Farbcover: Adriana Wipperling
Seitenzahl: 172 Seiten DIN A4
Preis: 11,10 EURO
Altersbeschränkung: ab 18 Jahre (Ausweiskopie beifügen!)
Bezug: Star Trek Forum

Kontakt:
Uschi Stockmann
Otto-Heinrichs-Straße 6
38442 Wolfsburg
uschi@st-forum.de

Bei Storyline von der Autorin erschienen: "Die Parias der karminroten Stadt"


Leseproben:

Textauszug 1:

Normalerweise vermied ich den Weg über den Sklavenmarkt. Der Anblick der halb verhungerten schwarzen Männer, Frauen und Kinder, die dort von zwielichtigen Figuren zum Kauf angeboten wurden, war zu deprimierend ... und der Gestank, der von den Käfigen ausging, einfach entsetzlich. Manchmal begegneten mir offene Wagen, auf denen die Leichen vom Vortag weggeschafft wurden ... Diesmal ließ es sich jedoch nicht vermeiden, diesen Platz zu betreten ... mein Kunde, ein Offizier der Privatarmee unseres Fürsten, wohnte ganz in der Nähe. Seit mein Mann vor zwei Jahren gestorben war, nahm ich Medikamente gegen Depressionen ... mit verheerenden Folgen für meine Kreativität. Ich konnte es mir einfach nicht mehr leisten, auf eine Verdienstmöglichkeit zu verzichten.
Schließlich mussten ich und meine Mutter uns irgendwie ernähren ... Für einen Sklavenjäger hätte ich in besseren Zeiten keinen Finger gerührt ... T'Ronda aus dem Hause Maran, die ehemalige Beststudentin und Lieblingsarchitektin der Elite dieser Stadt, war tief gesunken ... Ich bemühte mich, nicht nach rechts oder links zu sehen, und mich zwischen den marktschreierischen Händlern hindurchzuzwängen. Plötzlich war ich in eine Sackgasse geraten. Direkt vor mir befand sich ein besonders stabiler eiserner Käfig, in dem in einer Ecke zusammengekauert ein einzelner nackter Mann saß. Als ich wenige handbreit vor den Gitterstäben stehen blieb, hob er den Kopf und sah mich an. Seine Augen waren schmal und tiefschwarz ... ich konnte einfach nicht mehr wegsehen, so viel Hoffnungslosigkeit und Trauer lagen in ihnen.
Hinter mir erklang die ölige Stimme des Händlers: "Wie wäre es, edle Dame? Ein kräftiger Diener gefällig ... er ist leider momentan nicht ganz gesund, Sie können ihn billig haben!"
"Glauben Sie ihm nicht", sagte ein anderer Händler, "mit dem können Sie niemals etwas Vernünftiges anfangen ... das ist einer dieser wilden Krieger aus der Wüste. Er wird Ihnen bei der nächsten Gelegenheit die Kehle durchschneiden und fliehen!"
Der Mann im Käfig ließ den Kopf wieder sinken, jetzt waren es nur noch seine Schultern und seine Haltung, die tiefe Verzweiflung ausdrückten. Mich ging das Ganze eigentlich nichts an ... aber irgendwie fühlte ich mich im Innersten berührt. Wenn ich jetzt einfach wegging, würde ich nie wieder ruhig schlafen können, das wusste ich.
Der Besitzer dieses Elends begann um seinen Profit zu fürchten: "Ich gebe ja zu, verehrte Dame, dass das ein Krieger ist und kein Diener ... und dass er ein wenig verletzt ist ... aber wäre es nicht eine Herausforderung, ihn zu zähmen? Oder, falls Sie gewisse sexuelle Obsessionen pflegen ... es wird niemand nach ihm fragen, wenn er stirbt ... Sie können mit ihm alles tun, was Ihnen in den Sinn kommt." "Wenn Sie diese wilde Bestie wirklich nehmen, verkaufe ich Ihnen besonders billige und feste Ketten", bot der andere Händler seine Dienste an.
Während ich mit den beiden sprach, sah der Mann wieder zu mir auf ... unter dem Schmutz und dem verfilzten Bart wurde sein Gesicht grau vor Angst, als in seinem Beisein ganz ungeniert die besten Möglichkeiten zu seiner Verwertung erörtert wurden. Offenbar war es üblich, wenig kooperative Sklaven an Sadisten zu verkaufen ... In die Gewalt einer grausamen Frau zu geraten, war aus seiner Sicht wahrscheinlich das Schlimmste, was ihm passieren konnte.
Ich hörte wie aus weiter Ferne meine Stimme laut sagen: "Ich nehme ihn ... und bitte, bringen Sie ihn gleich in mein Haus." Ich musste vollkommen verrückt sein ...
"Das Geld, verehrte Kundin!" bemerkte der Händler knapp. "Ich verkaufe nur gegen Bares."
Ich gab ihm alles, was ich bei mir hatte ... und als das nicht reichte, gab ich dem Halsabschneider noch meinen Schmuck.
"Na los, du Bestie, raus mit dir!" sagte der Händler munter und zerrte den Mann aus dem Käfig. Mit roher Gewalt stellte er ihn auf die Füße und schrie ihn an: "Reiß dich zusammen, du schwarzer Bastard!"
Der Fremde stand einen Moment schwankend vor mir und brach dann lautlos zu meinen Füßen zusammen.
"Ich lasse das Paket heute Nachmittag zu Ihrem Haus bringen!" versprach der Händler beflissen ... "Und hier haben Sie gratis noch seine Ration für dreißig Tage." Mit diesen Worten steckte er mir eine blaue Schachtel in die Hand. Auf meinen fragenden Blick hin sagte er nur: "Sie werden sonst nicht lange Spaß an ihm haben ... er braucht jeden Tag eine Tablette ... sonst wird er am Ende Sie kontrollieren ... oder sich umbringen."
Wie betäubt steckte ich die Schachtel ein und begab mich auf dem schnellsten Wege nach Hause ... Es fiel mir nicht schwer, mir die Kommentare meiner Mutter vorzustellen. Schon als Kind pflegte ich verletzte kleine Tiere nach Hause zu bringen ... manchmal gelang es mir sogar, sie zu heilen. Ich durfte niemals eins dieser Wesen behalten ... mein Vater bestand darauf, dass ich ihnen die Freiheit zurückgab. Er war ein sehr sanfter Mann ... von ihm hatte ich die künstlerische Begabung und mein übertriebenes Mitgefühl geerbt ... er war gestorben, als ich elf Jahre alt war ... manchmal fehlte er mir sehr. Meine Mutter reagierte auf all die kranken Käfer, Raupen und Reptilien, die ich ins Haus brachte, ein wenig verständnislos ... aber sie akzeptierte mich so, wie ich war und seufzte nur manchmal leise über den Schmutz, der durch meine Aktivitäten entstand ... und nun brachte ich einen erwachsenen wilden Mann aus der Wüste in unser kleines Haus ...


Textauszug 2:

Ich war halb wahnsinnig vor Schmerz, hockte in dem leeren Zelt auf dem Boden und starrte leer vor mich hin. Das Leben hatte keinen Sinn mehr ohne meinen liebsten Bindungspartner. Seine flüsternde Stimme in meinem Geist fehlte mir... und die anderen konnten mich nicht trösten. Am dritten Tag kam Karma zu mir, der aggressive Mann der den A'Kweth in mir bei meiner Bindungszeremonie als erster hervor gelockt hatte. "Komm, Loren, du kannst nicht ewig trauern. Wir brauchen jetzt unseren Anführer!"
Es handelte sich nur um eine geringfügige Streitigkeit, die Waffenbrüder hätten sie normalerweise selbst geregelt. Sie überhäuften mich absichtlich mit Aufgaben, damit ich meine Depression überwinden konnte. Es dauerte zwar einige Wochen... aber langsam fand ich wieder zu mir selbst. Wir stellten Waruns Zelt bei mir zu Hause auf... noch eine Arbeit, die mich ablenkte. Dann mußte ich seinen Nachlaß sichten und ordnen... das wenige, was der Krieger besaß, meinen Wünschen anpassen. Ich stöberte tagelang in seinen Datenpads, las Gedichte, Lieder, kleine Geschichten... ein Teil seines Katras war in diesen Datenträgern... und das tröstete mich. Niemals würde ich diesen Schatz aus der Hand geben! Falls dieser Andal überhaupt etwas taugte... würde er sich mit Kopien von Waruns Werken begnügen müssen...
Viele Jahrzehnte später, als mein Haar bereits völlig weiß geworden war und ich langsam immer besser verstand, warum Warun fortgegangen war, geschah etwas sehr seltsames. Drei Außenstehende hatten zuviel über die Geheimnisse der Ah'Maral erfahren und nun sollte geprüft werden, ob sie den Treueschwur leisten oder ihre Erinnerungen verlieren sollten. Ich fand mich mit meiner Bruderschaft an unserem gewohnten Versammlungsort ein. Auf dem Stein im grellen Licht standen Linar und T'Liza aus dem Hause Boras und eine sehr schöne rothaarige Außenweltlerin... Captain Corazón Inserra vom Föderationsraumschiff U.S.S. Casablanca und Bindungspartnerin Linars.
T'Liza war fast noch ein Kind, hellhäutig... eine Nachfahrin der Waldbewohner... ich bin bestimmt kein Rassist, aber sie entstammte dem verfluchten Clan des Sadam... für mich stand ganz fest, daß ich sie ablehnen würde.
Dennoch war es meine Pflicht, das Cthia zu ehren und sie ebenso gründlich zu prüfen wie die anderen Kandidaten. Als wir uns gegenüberstanden, verflüchtigte sich meine Abneigung. Ich verlor mich in ihren übergroßen Augen, deren Farbe irgendwo zwischen grau, grün und bräunlich schwankte. Verunsichert legte ich meine Fingerspitzen an die Nervenpunkte in ihrem Gesicht und drang entschlossen in ihren Geist ein. Sie wehrte sich nicht... war so offen und kooperativ, wie es in dieser Situation angemessen war... ich begann, ihr Katra zu erforschen, tauchte immer tiefer ein, legte ihre geheimsten Gedanken und Gefühle frei...
Es war wie ein Wiedersehen nach endloser, schmerzlicher Trennung... als wenn man etwas findet, was man schon lange verzweifelt gesucht hat... Ich kann es nicht anders beschreiben: Ich fühlte und sah Waruns Katra in diesem jungen, weiblichen Körper. Sie war eine Liebende und eine Dichterin... sogar die Art, wie sie die Worte zusammenfügte, der Rhythmus ihrer Verse, der Geschmack der Metaphern... alles erinnerte an meinen alten geliebten Meister. Ich spürte sogar die gleiche Härte hinter ihrer anmutigen Sanftheit...
"Halt dich zurück, Loren", rief ich mich selbst zur Ordnung. "Es gibt keine Wiedergeburt des Katras, das ist nur ein Zufall... und dieses Kind weiß nichts von deiner großen Liebe... außerdem wird sie so einen alten Kerl wie dich niemals beachten..." Schweren Herzens löste ich unsere mentale Vereinigung und trat zurück in die Dunkelheit.
Als ich mich endlich damit abgefunden hatte, daß T'Liza mir niemals gehören würde, gab ich ihr den Auftrag, eine neue Hymne für die Ah'Maral zu schreiben. So würde sie mich wenigstens nicht gleich wieder vergessen... und ich könnte sie manchmal wiedersehen... Ich dachte daran, daß Warun dazu leise lächeln und mich wieder einmal für einen einfältigen Sexprotz halten würde...

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