Star Trek - Defender, Band 3: "Mit der Seele eines Trill"

von Adriana Wipperling

Star Trek - Defender, Band 2: 'Mit der Seele eines Trill'Über zwei Monate sind vergangen, seit Admiral Layton versucht hat, die Regierung der Föderation zu stürzen. Doch die Ereignisse werfen lange Schatten. Laytons Anhänger schrecken vor nichts zurück, um ihre Machenschaften zu vertuschen, eine militante vulkanische Separatistenorganisation nutzt das Chaos für ihre Zwecke – und die Crew der U.S.S. DEFENDER gerät mitten zwischen die Fronten ...

Der Erste Offizier Jerad Kayn, dessen vorheriger Trill-Wirt Kilari Mitglied der Kadetten-Elitetruppe „Red Squad“ war, muss nun bei einer Gerichtsverhandlung gegen Laytons Mitverschwörer aussagen. Jerad fliegt zur Erde – ohne zu ahnen, in welche Gefahr er sich begibt ...

Zwei Tage später taucht er wieder auf – krank und völlig desorientiert. Offenbar hat er ein traumatisches Erlebnis hinter sich, an das er sich beim besten Willen nicht erinnern kann.
Doch es kommt noch schlimmer: Der Trill beginnt unter einer Art multiplen Persönlichkeitsstörung zu leiden, wobei er abwechselnd die Identitäten früherer Wirte seines Symbionten annimmt. Counselor T’Liza weiß keinen Rat und bittet den vulkanischen Gedankentechniker Aron um Hilfe.

Plötzlich wird die DEFENDER von Klingonen angegriffen und die Lage spitzt sich dramatisch zu. Um ihr Schiff zu retten, trifft Captain Lairis eine verzweifelte Entscheidung.
Dann erkennt sie, dass der Layton-Prozess, die Klingonen-Krise und Jerads Krankheit in einem perfiden Zusammenhang stehen – und dass nicht die Klingonen ihr wahrer Feind sind.
Als Aron in den Erinnerungen von Jerad nach Antworten sucht, stößt er auf einen Skandal, der so ungeheuerlich ist, dass er den Zusammenhalt der Föderation erschüttern könnte ...


Farbcover: Adriana Wipperling
Illustrationen: Adriana Wipperling
Seitenzahl: 136 Seiten DIN A4
Preis: 9,30 EURO
Bezug: Star Trek Forum

Kontakt:
Uschi Stockmann
Otto-Heinrichs-Straße 6
38442 Wolfsburg
uschi@st-forum.de

Bei Storyline von der Autorin erschienen: "Eine für Alle"


Leseprobe:

Hinter seinen Lidern glühte das Universum blutrot. Sein Kopf schmerzte, als würde sein Gehirn in kochend heißem Wasser schwimmen. Er stöhnte und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Das rote Glühen verschwand, aber der Schmerz blieb. Zögernd öffnete er seine Augen, erst das eine, dann das andere. Das gleißende gelbe Sonnenlicht sorgte dafür, dass er sie sofort wieder zukniff. Gequält verzog er das Gesicht. Als es ihm etwas besser ging, richtete er sich vorsichtig auf. Er lag auf einer Bank, wie es schien ... einer Bank unter freiem Himmel. Er hatte keine Ahnung, wo er war - und für einen beklemmenden Moment fragte er sich sogar, wer er war. Mit zitternden Beinen stand er auf. Vor dem orangeroten Morgenhimmel und dem grünen Park tanzten schwarze Flecken, die ständig ihre Form veränderten. Eine Woge der Übelkeit schwappte durch seine Eingeweide und sein Kampf gegen den Brechreiz war nicht von Erfolg gekrönt. Seine Beine knickten ein und er übergab sich auf einem der wabernden Flecken.
"Hey, du Zierde der Sternenflotte! Was fällt dir ein, in meinen Hibiskus zu kotzen!" protestierte eine krächzende Stimme.
Jerad blickte für eine Sekunde in das Gesicht eines alten Mannes, der ihm irgendwie bekannt vorkam. "Tut mir Leid - die Begonien waren zu weit weg", konterte er mechanisch.
"Ja, mach dich nur über mich lustig", brabbelte der Alte.
"Ich fühl mich leer", murmelte Jerad.
"Kein Wunder, wenn du den Inhalt deines Magens auf meinem schönen Beet verteilst!"
"Nein ..." Etwas fehlte. Nicht in seinem Magen, sondern in seinem Geist. Eine andere Stimme, die sonst immer da war ... Er presste die Hände gegen seinen Bauch. "Mein Symbiont!"
"Du bist vereinigt?" wunderte sich der Alte.
"Ja, ich weiß ... vereinigte Trills schlafen normalerweise nicht auf Parkbänken und reihern auch nicht in den Hibiskus ..."
"Was ist überhaupt los mit dir?"
"Keine Ahnung ... vielleicht bin ich schwanger", scherzte Jerad.
"Du siehst nicht gut aus", meinte der Alte besorgt. "Ich will dich nicht beleidigen, Junge, aber ich hab schon Leichen gesehen, die einen gesünderen Teint hatten als du! Und deine Flecken sehen irgendwie lila aus ..."
Jerad hob den Kopf. Zu seiner Erleichterung waren die Sehstörungen vorüber. Er erkannte den anderen Mann und holte vor Überraschung tief Luft. "Boothby?"
Der Alte nickte langsam.
Jerad erinnerte sich. Boothby war der Hausmeister und Gärtner der Sternenflotten-Akademie, ein wahres Original. Jeder Kadett kannte ihn - und jeder war von ihm schon mal angepfiffen worden, weil er oder sie ohne seine Erlaubnis über den Rasen getrampelt war. Der Alte selbst hatte ein Gedächtnis wie ein Vulkanier. Er vergaß nie ein Gesicht oder einen Namen.
"Bin ich hier auf dem Campus?" wunderte sich der Trill. "Diese Gegend kommt mir total unbekannt vor ..."
"Das hier ist ja auch mein Privatgrundstück", murrte Boothby.
"Es tut mir Leid." Jerad meinte es ehrlich. "Ich hab keinen blassen Schimmer, was passiert ist ... wie ich hier her komme ... Verdammt, ich müsste eigentlich auf der DEFENDER sein! Was mache ich überhaupt hier? Na, wenigstens weiß ich noch, auf welchem Schiff ich stationiert bin."
Boothby schnaubte. "Du hast wohl wieder mal einen über'n Durst getrunken - und wahrscheinlich so'n Teufelszeug, das man bei Gott nicht anrühren sollte, wenn man kein zwei Zentner schwerer Klingone ist!"
Jerad schüttelte energisch den Kopf - und prompt überfielen ihn die Schmerzen wie ein Blitzgewitter. "Nein, ich habe bestimmt keinen über'n Durst getrunken! Die Zeiten sind vorbei!"
Der alte Gärtner musterte ihn skeptisch. "Na ja, ich weiß nur, was man mir erzählt hat ..."
"Und das ist wahrscheinlich alles wahr." Jerad ließ sich ins Gras sinken und stützte seinen dröhnenden Kopf mit beiden Händen. "Als sie mir an den Kragen wollten wegen Ilana, bin ich völlig ausgeklinkt. Curzon Dax war wahrscheinlich ein Waisenknabe gegen mich ... Ich hab gesoffen, ein paar Bars auseinander genommen, mit zwielichtigen Bräuten 'rumgemacht, einen vorgesetzten Offizier beleidigt ... das ganze Repertoire eben."
"Und warum, wenn ich fragen darf? Du hattest doch schon genug Probleme an der Backe!"
"Da hast du wohl Recht." Jerad versuchte zu lächeln, aber was dabei herauskam, war eher eine Grimasse. "Es ist nur so ... ein Leben lang hab ich mich an Regeln gehalten, hab getan, was von mir verlangt wurde - und was hat es mir gebracht? Ich hab meine Verlobte verloren, meine Karriere, meinen Status als Trill-Kandidat ..." Nun legte er eine bedeutungsvolle Pause ein. "Und eine Frau, die mir mehr bedeutet hat, als alles andere. An einem Tag war ich noch ihr Vorzeigeoffizier - und am nächsten behandeln sie mich wie einen Sittenstrolch, obwohl ich im Grunde gar nichts getan habe! Ich hab das nicht eingesehen ... dass mir niemand geglaubt hat und Ilana gar nicht für voll genommen wurde ... als wäre irgendein schwanzwedelndes Admiralssöhnchen scharf auf meinen Job gewesen. Oder die Symbiosekommission steckte dahinter. Die haben doch ihre Finger sonst wo drin! Jedenfalls konnten sie mich alle mal kreuzweise: die Kommission, die Sternenflotte ... Ich dachte, wenn ich mich schon mal daneben benehme, dann richtig! Mein Ruf war sowieso ruiniert. Und ich hab mich dabei verdammt gut gefühlt! So richtig frei ... Aber dann wäre ich beinahe aus der Sternenflotte geflogen - und das hat mich auf den Teppich zurückgeholt. Damals war ich richtig dankbar, als sie mich auf R-27 abgeladen haben. Es war ein lausiger Posten - aber ich wusste, es war eine Chance, und ich kriege wahrscheinlich keine zweite."
"Man steht wohl ganz schön unter Druck als Trill", meinte der Gärtner verständnisvoll.
"Du kannst dir das nicht vorstellen", erwiderte Jerad leise.
"Wir sollten das Flottenkommando rufen", schlug Boothby vor. "Oder deinen Captain. Oder am besten beide. Und ein Doktor wäre auch nicht verkehrt."
"Muss das sein?" knurrte der Trill.
"Wenn du sie nicht rufst, werde ich das erledigen", konterte Boothby energisch.
"Meinetwegen. So wie ich aussehe, kann ich sowieso mit keinem Admiral sprechen ... nicht einmal mit Captain Lairis ... vor allem nicht mit Captain Lairis."
"Du weiß doch gar nicht, wie du aussiehst."
"Du hast es mir beschrieben."
"Es ist in Wirklichkeit viel schlimmer!"
"Danke für die Blumen!"
Der Alte lächelte knapp. "Komm erst mal mit in die gute Stube. Ich mach dir einen Kräutertee, dann regeln wir die Sache mit deinen Vorgesetzten."
Sie betraten das rustikale Häuschen des Gärtners, Boothby begab sich mit schlurfenden Schritten in die Küche und kam wenige Minuten später mit zwei Gläsern voll dampfender, gelblicher Flüssigkeit zurück. Auf dem Bildschirm der Com-Anlage liefen gerade die Sportnachrichten. Als die Tabelle der Parisis-Squares-Meisterschaften eingeblendet wurde, brach der Trill in ungehaltenes Fluchen aus. "Ach nee! Das kann doch wohl nicht wahr sein! Ich hab das Endspiel verpennt? Verdammter Mist! Warum sagt mir das keiner?" Da überlief es ihn eiskalt und ihm drohte wieder, schlecht zu werden. "Wie lange war ich eigentlich weg?" fragte er heiser.
Zur Antwort stach ihm weiße Schrift auf dunkelblauem Hintergrund in die Augen: "Sternenflottenoffizier vermisst!" Auf dem Foto darüber grinste ihm sein eigenes Gesicht entgegen.
Jerad erstarrte. Die Teetasse rutschte ihm aus der Hand und zerbrach in dutzende Scherben.

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