Star Trek - Defender, Band 1: "Ein Paradies in Aufruhr"

von Adriana Wipperling

Star Trek - Defender, Band 1:'Ein Paradies in Aufruhr'Es beginnt in einer Zeit, als die Föderation sich für den Kampf gegen einen gnadenlosen Feind wappnen muss ...

Die bajoranische Ex-Freiheitskämpferin Lairis Ilana erhält von Admiral Layton das Kommando über die U.S.S. DEFENDER, ein hochmodernes Kriegsschiff mit einer neuartigen Tarnvorrichtung.

Unterstützt wird Lairis von ihrem Ersten Offizier Jerad Kayn, ihrem Sicherheitschef Jeremy Prescott, der cardassianischen Austauschoffizierin Belora Karthal, der vulkanischen Schiffscounselor TLiza, ihrem katzenvernarrten Chefingenier Marc van Emden, ihrer Tochter Julianna und dem Schiffsarzt Dr. Tygins, der heimlich mit dem Maquis sympathisiert.

Als Admiral Layton versucht, die Regierungsgewalt an sich zu reißen, begreifen Lairis und ihre Offiziere, dass die Prinzipien der Föderation auch im Krieg nicht leichtfertig über Bord geworfen werden dürfen - denn sonst gibt es nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnt...


Farbcover: Adriana Wipperling
Seitenzahl: 100 Seiten DIN A4
Preis: 7,30 EURO
Bezug: Star Trek Forum

Kontakt:
Uschi Stockmann
Otto-Heinrichs-Straße 6
38442 Wolfsburg
uschi@st-forum.de

Bei Storyline von der Autorin erschienen: "Eine für Alle"


Leseprobe:

Raymond Edwardson kniete auf dem Boden und fummelte an einem Gerät herum, das entfernt einem antiken Fahrrad ähnelte. Neben ihm hockte ein blasses Mädchen mit dunkelbraunen Locken und großen dunklen Augen. Die jungen Leute trugen beide ihre Kadettenuniformen. Als Raymond Captain Lairis hereinkommen sah, stand er auf. Das Mädchen tat es ihm nach. Beide nahmen augenblicklich militärische Haltung an und bemühten sich um einen ernsten, dienstbeflissenen Gesichtsausdruck.
„Kadett Raymond Edwardson, Dienstnummer 51398-72!“
„Kadett Diana de Marco, Dienstnummer 409...“
Lairis konnte sich ein belustigtes Lächeln nicht verkneifen. „Ich bin nicht wegen eurer Dienstnummern gekommen“, unterbrach sie das Mädchen.
Diana blickte etwas verwirrt. „Wie Sie meinen, Captain.“
Lairis lächelte ihr noch einmal kurz zu und wandte sich dann an Raymond. „Ich bin Captain Lairis Ilana. Das Sternenflottenkommando hat mir die Befehlsgewalt über die U. S. S. DEFENDER übertragen.“
„Defender...“ echote Raymond fast mechanisch.
„Ich weiß, daß Ihr Vater dieses Schiff ursprünglich kommandieren sollte“, fuhr Lairis fort. „Als seine Nachfolgerin möchte ich nur sagen, wie leid es mir für Sie und Ihre Familie tut.“
Raymond nickte. „Danke, Captain!“
„Die Sternenflotte hat mit Ihrem Vater einen hervorragenden Offizier verloren. Sie sollten stolz auf ihn sein, Raymond!“
„Das bin ich, Captain!“ Der Junge versuchte, so gefaßt wie möglich zu klingen, doch Lairis erkannte, daß er die Tränen nur schwer zurückhalten konnte.
„Captain, ist es wahr, daß die Energieversorgung durch Wechselbälger sabotiert wurde? Und daß es mehrere Tage dauert, bis die Relais wieder funktionieren?“ fragte Diana.
Lairis nickte. „Ja, ich fürchte, das ist beides wahr.“
„Denken Sie, das Dominion greift bald an?“
„Ich hoffe, nicht!“ entgegnete sie. Sie wußte, das war kein Trost, doch sie brachte es nicht fertig, zwei Kadetten der Sternenflotte zu belügen. „Sagen Sie, was wissen Sie eigentlich über die ‘Red Squad’?“ fragte sie dann.
Diana seufzte leise. „Ich fürchte, da fragen Sie die falschen Leute! Vielleicht wenden Sie sich besser an Kilari Kayn oder irgend einen anderen dieser Überflieger...“
„Überflieger?“
„Die ‘Red Squad’ sind die Besten der Besten“, erklärte Raymond. „Sozusagen ein Eliteteam von Kadetten der Sternenflottenakademie. Wenn Kilari Kayn nichts darüber weiß, können Sie auch Nog fragen. Er unternimmt in letzter Zeit ganz schöne Klimmzüge, um die Namen der ‘Red Squad’-Leute ‘rauszukriegen. Er will selber unbedingt dazugehören, wissen Sie...“
„Danke, Kadett“, erwiderte Lairis. „Übrigens...“ Sie zeigte auf das Gerät, an dem Raymond bis vor kurzen gebastelt hatte. „Was ist das für ein Ding?“
„Ein Tretgenerator“, antwortete der Junge. „Mein Kumpel Carlos hat ihn gebaut. Ziemlich geniale Konstruktion. Carlos wird bestimmt mal Chefingenieur!“
„Sie wissen sich zu helfen - das ist gut!“ meinte Lairis. Dann verabschiedete sie sich und verließ die Kadettenbaracke. Eine Minute später merkte sie, daß Raymond ihr nachlief.
„Captain...“ rief er. „Captain Ilana! Warten Sie!“
„Captain Lairis!“ korrigierte sie lächelnd.
Raymond senkte verlegen den Blick. „Tut mir leid, Ma’am.“
„Macht nichts! Alle Bajoraner sind es gewohnt, daß man ihre Namen verdreht“, erwiderte Lairis. „Also, was gibt es noch?“
„Mir ist noch was eingefallen...“ begann Raymond. „Ich habe die Sicherheitsbox gefunden, die mein Vater zur Konferenz mitnehmen wollte. Ich dachte zwar, ich hätte sie ihm gegeben, aber das, was ich ihm statt dessen gegeben habe, war wohl was anderes...“
„Der Wechselbalg“, bemerkte Lairis trocken.
Raymond nickte. „Ja, ich fürchte auch, mein Dad hat ihn in Antwerpen eingeschleppt. Aber ich hab die echte Sicherheitsbox gefunden, als ich gestern seine persönlichen Sachen durchgesehen habe. Ich weiß nicht, was drin ist. Wir hatten vermutet, daß es die Konstruktionspläne für eine Tarnvorrichtung sind, aber natürlich konnten wir es nicht wissen. Jedenfalls ... was immer es ist - ich denke, es gehört jetzt Ihnen.“
„Danke, Raymond“, sagte Lairis. „Ist die Box hier in Ihrem Quartier?“
Der Kadett schüttelte den Kopf. „Leider nicht. Aber wir können den Transporterchief der LAKOTA fragen, ob er uns zum Haus meiner Eltern in Seattle beamt.“
„Ich würde ja die Transporter der DEFENDER benutzen, wenn jemand an Bord wäre, der sie bedient“, sagte Lairis. „Aber die LAKOTA zu kontaktieren, ist auch keine schlechte Idee.“ Zwei Minuten später materialisierten sich beide in Seattle. Der Regen, der dort auf sie niederprasselte wie eine biblische Sintflut, erinnerte sie daran, daß mit der Energie auch das Wetterkontrollsystem ausgefallen war.
„Das nächste Mal sagen Sie diesem verdammten Transporterchief, er soll uns direkt ins Haus beamen!“ schimpfte Lairis.
Sie bemerkte nicht, wie der junge Kadett grinste. Zu sehr war sie gefesselt vom Anblick Dutzender Menschen, die - vollgepackt mit überquellenden Einkaufstüten, Taschen oder Rucksäcken - durch die Straßen eilten wie aufgescheuchte Hühner. Der Regen schien ihnen nicht das geringste auszumachen.
„Seit dem Energieausfall sind alle am hamstern und horten“ erklärte Raymond. „Die Leute stürmen sämtliche Lebensmittelläden und Restaurants, als ob morgen die Welt untergehen würde!“ Dann warf er einen verstohlenen Blick auf Lairis. „So abwegig ist das gar nicht, oder?“
Der Captain stimmte ihm zu. „Ich fürchte, Föderationsbürger, die ohne Replikator überleben können, sind inzwischen fast so selten wie Bajoraner, die nicht an die Propheten glauben!“ Als die beiden das Haus betraten, lag es völlig im Dunkeln. Nicht einmal eine Kerze brannte. Offenbar war auch Raymond Edwardsons Mutter zum „hamstern“ aufgebrochen, wie der Junge es auszudrücken pflegte. Trotzdem... Im Wohnzimmer bewegte sich etwas. Vielleicht war es ein Haustier, vielleicht auch nur eine Gardine, die von einem Luftzug gestreift wurde... Lairis zog dennoch ihren Phaser.
„Bleiben Sie hinter mir!“ flüsterte sie Raymond zu. Der Junge gehorchte.
Dann wieder eine Bewegung... Schritte... Kein Tier machte einen solchen Krach beim Laufen... Lairis versteckte sich schnell hinter einem Schrank und zog Raymond mit sich. Dann leuchtete plötzlich ein Licht in der Dunkelheit auf. Das Licht bewegte sich direkt auf sie zu. Sie erkannte die Silhouette eines Menschen. Eines Menschen mit einer Taschenlampe in der Hand. Offenbar doch ein Mitglied der Familie Edwardson...
Dann sah Lairis, daß es Raymond war.
Raymond... Das kann unmöglich Raymond sein! Raymond steht doch hinter mir... Sie betätigte den Abzug ihres Phasers. Die Waffe war auf Betäubung eingestellt, und der Strahl traf den Jungen in der Brust. Doch statt daß er bewußtlos zu Boden ging, verbog und deformierte sich sein Körper, zuckte, ja waberte unkontrolliert.
Innerhalb von Sekundenbruchteilen verwandelte sich Raymond Edwardsons Arm in einen meterlangen Tentakel, der sich mit eisernem Griff um Lairis’ Handgelenke schlang. Sie schrie, als sich ein scheußlicher Schmerz durch ihre Nervenbahnen fraß. Wie konnte ein Wesen, das im Grunde nur aus gallertartigem Protoplasma bestand, eine derartige Kraft entwickeln? Ihre Finger lockerten sich und der Phaser fiel zu Boden.

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